Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

germeister Mayr und dem Richter Frizler hatte auch der Stadtschreiber Sonnenwald die Stadt verlassen.’5) Mit einer Notiz im Ratsprotokoll vom 25. Mai 1626 bricht dieses für einige Zeit ab. Es wird erst am 17. September des gleichen Jahres weitergeführt. So sind auch von der wichtigen Sitzung vom 28. Mai 1626 keine Aufzeichnungen erhalten geblieben. Als der Bürgermeister, der Stadtrichter und der Stadtanwalt, die den Steyrern aufgezwungen worden und daher sehr unbeliebt gewesen waren, vor den herannahenden Bauern die Stadt verlassen hatten, sahen der ehemalige Richter Wolf Madlseder und der Advokat Dr. Lazarus Holzmüllner ihre Stunde gekommen.16) Zu Beginn des Aufstandes hatten sich Madlseder und Dr. Holzmüllner in Linz aufgehalten. Unter dem Eindruck der fürchterlichen Niederlage zu Peuerbach hatte Herberstorff den beiden schon am 22. Mai schriftliche und mündliche Vollmachten zu Verhandlungen mit den Bauern gegeben ! Zumindest Madlseder, dessen energische protestantische Gesinnung ja bekannt war, hätte Herberstorff ablehnen müssen. Unter dem Eindrücke des herannahenden Bauernheeres wurde am 28. Mai eine Sitzung des Rates im Rathaus abgehalten. Unter dem Vorsitz des Bürgermeister Händl und des Stadtrichters Himmelberger nahmen auch sieben katholische Ratsherren teil. Der wichtigste Beratungspunkt war der Entscheid über ein vom Bauernheer eingelangtes Schreiben, in dem die Stadt um Entscheidung aufgefordert wurde, „ob sie sich den Bauern willig untertänig machen oder wehren wolle.“ In dieser Sitzung hatte der mit den Bauern sympathisierende Bürger Wolf Madlseder die Führung der Stadtgeschäfte an sich gerissen, eine Änderung, die sicherlich mit Zustimmung der Bürgerschaft durchgeführt bzw. vielleicht von einem Großteil sogar begrüßt worden war. Es konnte nicht festgestellt werden, ob die bisherigen — die abwesenden (Mayr und Frizler) aber auch die anwesenden Stadtväter (Händl und Himmelberger) auf Grund einer Wahl oder anderen rechtlichen Basis oder durch Androhung von Gewalt ausgeschaltet worden waren. Der interimistische Bürgermeister Joachim Händl wird später nicht mehr erwähnt.17) Der Beschluß der von Waffen entblößten Stadt lautete auf Übergabe. Entgegen der Darstellung des katholischen Chronisten und daher dem protestantischen Madlseder nicht freundlich gesinnten Ratsherrn Jakob Zetl, scheint die Übernahme des Stadtregimentes kaum mit Schwierigkeiten vorgegangen zu sein, denn besonders in Hans Himmelberger fand Madlseder einen treuen Anhänger. Noch am gleichen Tage setzten sich einige Ratspersonen unter der Führung des neuen Stadtoberhauptes Wolf Madlseder mit einer Bauernabordnung in der „Wözl-Mühle“ zu Sierning in Verbindung, um, wie Jakob Zetl schreibt, „allwo ihr bösses beginnen in etwass reiffer beratschlagen (zu) können I“’8) 42

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