Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

militärischen Aktionen der Bauern gingen von Wels nach Gmunden, Linz und Steyr. Das nächste Ziel des Bauernhauptmannes Stefan Fadinger war die Eisenstadt.8) Nach der Niederlage Herberstorffs zu Peuerbach waren von diesem zwei Befehle in Steyr eingetroffen. Die Stadt wurde beauftragt, Gültpferde zu stellen. Diesen Auftrag hatte der Steuerschreiber Christoph Abele durchzuführen. Steyr war als landesfürstliches Kammergut verpflichtet, eine Anzahl ausgerüsteter Pferde bereitzuhalten.9) Der Stadtkämmerer Hans Himmelberger hatte für die Durchführung der zweiten Aufgabe, für ordentliche Wacht auf dem Tabor und bei der Stadtpfarrkirche zu sorgen. Die Viertelmeister wurden an ihre Verpflichtungen erinnert. In allen Häusen mußte Löschwasser auf die Dachböden gebracht werden. Bürgermeister Mayr hatte die Absicht, selbst die Anordnungen beim Einlangen der Bauern zu treffen, doch dazu kam es nicht. Mayr und der Stadtrichter Frizler scheinen vor dem Fall der Stadt Wels, schon am 23. Mai 1626, die Stadt Steyr verlassen zu haben, den beide nahmen an den Ratssitzungen des 23. und 25. Mai nicht mehr teil, und am 25. Mai wird schon Joachim Händl als „angesetzter“ Richter genannt.10) Viele Ratsherren, ein Teil der katholischen Bürgerschaft, die katholischen Geistlichen, die Herrschaftsbeamten mit Ausnahme des Rentmeisters Adam Wolf, ergriffen die Flucht. Der Abt von Garsten, Anton Spindler, verließ sein Stift. Nur wenige katholische Bürger harrten in der Stadt aus, obwohl sie von den protestantischen Bauern Schlechtes zu befürchten hatten.11) Diese Massenflucht lag auch darin begründet, daß die einhundert Soldaten, die nach einem ursprünglichen Plan, Steyr vor den Bauern schützen sollten, nach dem Verlust der Stadt Wels, auf Befehl des Statthalters, sich nach Enns zurückziehen mußten. Die Soldaten hätten sich mit ihren Kanonen in der Steyrer Burg verschanzen und verteidigen wollen.12) Das statthalterische Patent vom 24. Mai 1626 forderte die Bürgerschaft zur Verteidigung der Stadt gegen die Bauern auf. Doch schon am 25. schickte der Rat Kaspar Reinhard und Max Wuschletitsch zu Herberstorff nach Linz mit der Mitteilung, daß an eine Verteidigung der Stadt und der Burg aus den gleichen Gründen wie 1596 nicht zu denken sei.13) Von Wels zogen die Bauern am 25. Mai nach Lambach, wo sie das Kloster am nächsten Tage plünderten. Am 27. Mai teilte sich die Bauernmacht auf. Ein Teil zog gegen Vöcklabruck, während Fadinger am 28. Mai nach Kremsmünster rückte und tags darauf das unverteidigte Stift einnahm.14) Nunmehr wurde der ehemalige Bürgermeister und Protestant Joachim Händl neuerlich Stadtoberhaupt, und das Stadtrichteramt mit dem bisherigen Stadtkämmerer Hans Himmelberger besetzt. Mit dem Bür41

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