Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Häresie“ abgesagt hatte. Der nunmehrige Stadtschreiber Johann Jakob von Sonnenwald wußte sich bei den Reformationskommissären so unentbehrlich zu machen, daß sie ihn in den inneren Rat entsandten, was den Rechtsnormen widersprach, üblicherweise war dem Stadtschreiber ein Sitz in jedem der beiden Ratsgremien verwehrt.29) Nachdem die Stadtverwaltung im katholischen Sinn organisiert worden war und die neubestellten Ratsmitglieder den Amtseid geleistet hatten, mußten auch die Bürger den Schwur auf Treue und Gehorsam ablegen.30} Diese Vorgänge in der Eisenstadt haben mit dem späteren Bauernkrieg keinen direkten Zusammenhang, können aber der Erklärung dienen, warum sich eine Stadt von dieser Bedeutung den aufständischen Bauern anschließen konnte. Durch weitere Veranlassungen der katholischen Seite wurde die Lage in Steyr noch gespannter. Am 18. März 1625 wurde ein strenger Befehl an die Viertelmeister verlesen, der vor allem gegenreformatorische Aktionen verlangte. Darüber hinaus durften die Steyrer Handwerker ihre Versammlunqen nur mehr mit Genehmigung des Bürgermeisters und im Beisein eines Ratskommissars abhalten.31) Wenn man die Eigenständigkeit der Steyrer Zünfte kennt, ersieht man, welchen Eingriff diese Maßnahme darstellte. Die Landstände ahnten die weitere Entwicklung voraus, sollte der Druck der rigoros durchgeführten Gegenreformation weiter andauern. Sie sandten sogar eine Delegation an den kaiserlichen Hof nach Wien, um Ferdinand II. zu veranlassen, den härtesten Maßnahmen seiner Kommissare Einhalt zu gebieten. Von den Aktionen der Gegenreformation scheint Ferdinand den bairischen Kurfürsten nicht verständigt zu haben. Bei Maximilian hatte man fast den Anschein, daß er gegen eine Restauration der katholischen Religion war, denn Unruhen konnten seine Herrschaft gefährden. Später hatte er sogar verlangt, daß Ferdinand selbst die Verantwortung für seine Maßnahmen übernehme. Auch Herberstorff widerstrebte zunächst, doch bekam er von seinem bairischen Herrn den Befehl, Ferdinand zu gehorchen, um die Pfandschaftsrechte in Oberösterreich nicht zu gefährden.32) Bei dieser Gesandtschaft an den kaiserlichen Hof nach Wien sollte auch ein Vertreter der an einer Erleichterung interessierten Stadt Steyr teilnehmen, doch die bisherigen Maßnahmen hatten den Bürgern den Mut für Interventionen genommen, sodaß kein geeigneter williger Mann gefunden werden konnte. Nur der Stadtkämmerer Hans Himmelberger wurde mit einer schriftlichen „Protestation“ nach Linz gesendet.33) Wie befürchtet halfen weder Beschwerden noch die Gesandtschaft. Die katholischen Maßnahmen wurden dagegen verschärft. Die „unkatholischen“ Insassen des Bürgerspitales und des Bruderhauses wurden in der katholischen Religion unterwiesen und zum Gebete angehalten.34) 35

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