Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

sie wurden enttäuscht, als sich auch dieser für die Wiederherstellung der katholischen Glaubenslehre verwendete. Am 12. Juli 1613 besuchte Matthias mit seiner Gattin auf der Reise zum Reichstag nach Regensburg die Eisenstadt.21) Auf Matthias Jahn war Christoph Stainer als Bürgermeister für die nächsten zwei Jahre gefolgt.22) Er starb am 20. September 1614 als amtierendes Stadtoberhaupt.23) Als Naturkatastrophen waren im Jahre 1614 ein starkes Erdbeben, reichliche Regenfälle sowie der früh einsetzende Winter zu verzeichnen.24) Eine ähnlich kurze Amtszeit war dem Bürgermeister Matthias Räd- linger (1614 — 1615) beschieden.25) Der religiöse Gegensatz der damaligen Zeit beschränkte sich auf kleinere Streitereien. Protestantische Prädikanten unterrichteten in Garsten Privatpersonen. Am Taborfriedhof kam es bei einem Leichenbegängnis zu einem Zusammenstoß zwischen Protestanten und Katholiken, sodaß der Gottesacker neu eingeweiht werden mußte.26) Die Probleme in der Stadt Steyr blieben die gleichen. Aus Admont wurden die dortigen Hammermeister und ihre Angehörigen wegen ihres protestantischen Glaubens des Landes verwiesen. Die meisten kamen nach Steyr. Vergeblich hatte sich der damalige Steyrer Stadtrichter Wolf Madlseder beim Abt von Admont bzw. bei dessen Pfleger für die Glaubensgenossen verwendet. Bis gegen 1624 lebten die Admonter Exulanten in Steyr und Umgebung, bis sie auch von dort wegen ihres Glaubens vertrieben wurden.27) Der neue Abt von Garsten, Anton Spindler von Hofegg, nahm sich mit mehr Nachdruck als seine Vorgänger der Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes in Steyr an. Der Rat der Stadt zögerte, diese Bemühungen durch die Anrufung der Landesregierung hinaus. Am 24. Oktober 1617 wurde die Spitalskirche neu geweiht, desgleichen die Bruderhauskirche.28) über Initiative des Abtes von Garsten wurde auch die Gründung und Errichtung des Kapuzinerklosters in Steyr durchgeführt. Beim Bau dieser Niederlassung wurden die Kapuziner durch Georg Sigismund von Lamberg unterstützt. Die Ratsherren nahmen aus Protest trotz Einladung an der Grundsteinlegung nicht teil. Seitens des Rates mußte aber durch Wachen vorgesorgt werden, daß Protestanten die Feier nicht störten.29) Doch ohne Hilfe der Stadt konnten die Kapuziner ihre Niederlassung nicht vollenden. Sie suchten am 11. August 1617 um Überlassung von Baumaterial an. Erst am 6. Dezember wurden ihnen zweihundert Gulden zugestanden.30) Doch diesen Fortschritten der katholischen Sache folgte ein Stillstand. 1618 klagte Wolfgang Lindner über den schlechten Besuch der Prozessionen. Vor allem der Rat war nicht gewillt, daran teilzunehmen.3') 27

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