Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Die andauernde schlechte wirtschaftliche Lage war neben den gegen- reformatorischen Maßnahmen eine Ursache des späteren Bauernaufstandes. Der wirtschaftliche Verfall war besonders durch die steigenden Lebensmittelpreise, durch den schon genannten Rückgang der Förderung am Erzberg, der daraus resultierenden steigenden Eisenpreise, des Niederganges des heimischen Handwerkes, und den Auswirkungen von Naturkatastrophen gekennzeichnet. Schon 1602 klagte Wolfgang Lindner über die hohen Lebenshaltungskosten. Er führte dies auf den Bauernkrieg von 1596/97 zurück.32) Denn bei ihren Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit waren die Bauern lange Zeit ihrer Arbeit nicht mehr nachgegangen und hatten überdies durch ihre Handlungen fruchtbares Ackerland und Vorräte vernichtet. In Steyr versuchte man durch kostspielige Viehkäufe in Ungarn der Lebensmittelknappheit beizukommen.33) Die Förderung am Erzberg ging zurück. Im Jahre 1604 wurden noch 103.584 Zentner gewonnen, so sollten im Jahre 1625 nur mehr etwa über 80.000 abgebaut werden. Dagegen stieg der Eisenpreis immer höher. Von 1602 bis zum Beginn des Bauernkrieges sollte sich der Preis nahezu verdoppeln.34) Die Lage des Steyrer Handwerkes wurde immer schlechter. Besonders die Klingenschmiede bangten um ihre Existenz. Durch andauernde Überschwemmungen — besonders durch die am 10. August 1605 — wurde die Versorgung der Werkstätten mit Holz unmöglich gemacht.35) Bei den Messerern wird die Situation durch die abnehmende Zahl bei Meisteraufnahmen dokumentiert. Zwischen 1570 und 1580 wurden einhundert Meister neu in das Handwerk aufgenommen, zwischen 1590 und 1600, einem gleichlangen Zeitraum, nur mehr 72.36) Einen Rückgang des Geschäftes hatten auch die Binder, Ringmacher, Tuchscherer, Tuchhändler, Kupferschmiede, Tischler, Zimmerleute, Huf- und Hammerschmiede zu verzeichnen. Besonders beeinträchtigend war die Teuerung. 1603 kostete ein Scheffel Getreide sieben Schilling, im November 1615 um die Hälfte mehr!37) Im April 1622 mußte man für die gleiche Menge schon 20 Schilling berappen ! Beim Wein war es ähnlich. Ein Maß Wein kostete 1604 sechs Kreuzer, 1620 vierzehn, 1622 48 und 1623 einen Gulden und zwölf Schilling. Ein Pfund Rindfleisch kostete 1592 acht Pfennig und 1621 das Doppelte.38) Zum Vergleich betrug der Jahresgehalt eines Schulmeisters zweihundert Gulden.39) Die Not wurde verschärft durch die Geldentwertung. Der Preisanstieg von Pfingsten 1619 bis Mai 1621 war merklich höher als die' Inflation. Die Zeit von Mai bis August 1621 brachte dagegen eine momentane relative Verbilligung der Lebensmittel. Die Periode vom Jänner bis April 1622 brachte einen Höhepunkt der Preisentwicklung und der Inflation mit sich. Im Frühjahr 1622 war die Kaufkraft der Münzen um siebenhundert Prozent gesunken, dagegen die Fleischpreise auf 28

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