Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

der Stadt mußte sogar die Bürger ermahnen, nichts gegen die Ausübung und die Vertreter der katholischen Religion zu unternehmen, da dadurch der Stadt Steyr großer Schaden zugefügt werde. Trotzdem kam es zu einigen Zwischenfällen.4} Neben der inneren Spannung kam die Türkengefahr von außen. Der Rat mußte Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung für die Bevölkerung treffen und gegen den Schwarzhandel einschreiten. Die Ernährungslage wurde durch die Einquartierung von Soldaten verschärft, überdies ersuchte die Stadt Enns um Überlassung von Getreide, da auch dieser Ort Musterungsplatz war. Ein gleiches Ansuchen aus Weyer mußte abgewiesen werden.5) Der Druck seitens der landesfürstlichen Obrigkeit hinsichtlich der Durchsetzung des katholischen Glaubens wurde immer größer. Evangelische Predigten konnte man nur mehr im lutherischen Gymnasium hören. Der Rat mußte eingreifen und am 5. Jänner 1600 den Rektor Mauritius anweisen, bei Predigten für Schüler keine anderen Zuhörer mehr zuzulassen.6) Am 28. März 1600 wurde die Einwohnerschaft Steyrs ins Rathaus befohlen. Dort wurde ihr ein kaiserlicher Befehl zur Kenntnis gebracht, daß sie nur mehr an katholischen Gottesdiensten teilnehmen dürfe. Weitere Erlässe ergänzten diesen Befehl.7) Nach dem Tode des Stadtschreibers Melchior Höher von Wolfsegg, dessen Amt in dieser unruhigen Zeit kein leichtes gewesen war, beauftragte die Stadtverwaltung wiederum einen Protestanten mit diesen Agenden. Diese Maßnahme erregte den Widerstand des Landeshauptmannes. Der Stadt wurde nicht gestattet, einen Stadtschreiber zu bestellen.8) Aus den gleichen Gründen wurde schon 1599 den Steyrern nicht erlaubt, neue Bürger und Inwohner aufzunehmen.9) In der Wahl für das Jahr 1601 war mit Hieronymus Händl wiederum ein Protestant zum Bürgermeister gekürt worden.10) Schon früher war er als bedeutender Handelsmann der Eisenstadt hervorgetreten. Mit seiner Amtsübernahme bekam die protestantische Sache in Steyr Auftrieb, der sich leider zunächst in Tumulten Luft verschaffte.11) Wegen des Vorfalles am 25. April 1601, bei dem es einige Schwerverletzte gab, wurde am 22. Juni die gesamte Bürgerschaft vorgeladen, und ihr ein Aufruf des Rates vorgelesen.12) Aus dem gleichen Grund wurde der Stadt die Ratswahl für 1602 untersagt. Die bisherigen Verweser der Ämter wurden bestätigt. Sogar Hieronymus Händl verblieb im Amte.13) Am 10. Oktober 1602 starb der katholische Landeshauptmann Löbl. Die Protestanten in Steyr konnten aufatmen. Sie ließen ihre Kinder wieder in Losensteinleiten oder Stadelkirchen taufen und hörten dort die lutherischen Predigten. Doch wanderten gerade in dieser Zeit die ersten Steyrer Bürger aus religiösen Gründen aus. Die Ratsprotokolle von 1602 künden daher, 25

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