Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Steyr in der £eit zmedten den ß>auernkrie$en Nach dem niedergeschlagenen Bauernaufstand von 1596/97 war man sich bewußt, daß diese Wirren nur ein Vorspiel für weitere, größere soziale Auseinandersetzungen sein werden. Der zweite Bauernkrieg war nur eine Zäsur in den Bemühungen der Gegenreformation, so waren auch diesbezüglich gesteigerte Aktivitäten zu erwarten. Bekanntlich war die Stadt Steyr wegen wiederholter Nichtbeachtung eines landesfürstlichen Befehles über die Abschaffung protestantischer Geistlicher zu einer Pönale von achttausend Dukaten verurteilt worden.1) Der Landeshauptmann erinnerte sich 1599 dieser Verpflichtung und beorderte fünf Ratsmitglieder, darunter den damaligen Bürgermeister Michael Aidn im August 1600 nach Linz. Dort sollten sie so lange im Arrest verbleiben, bis die Steyrer den Befehl ohne Einschränkung durchgeführt und die Strafe bezahlt hätten. Im Gefängnis erkrankte Michael Aidn. Wegen seiner Krankheit entlassen, starb er in der Wohnung des Bäckermeisters Sebastian Sumerauer in Linz.2) In den Jahren 1599 und 1600 fungierte Hanns Muth als Stadtoberhaupt. Da für 1600 keine Wahl in Steyr befohlen worden war, trug man den Ratsmitgliedern auf, weiter in ihren Ämtern zu verbleiben. Bekanntlich hatte Erzherzog Ferdinand 1596 die selbständige Regierung in Innerösterreich angetreten und strenge Religionsreformen veranlaßt. Diese wurden nach dem Bauernaufstand rege voran getrieben. Vor allem wollte man die landesfürstliche Stadt Steyr „katholisch machen“. Der katholischen Partei war es sehr ernst. Das konnte man daraus ersehen, wie unerbittlich sie in der Angelegenheit der protestantischen Prediger und der Eintreibung der achttausend Dukaten Strafe war. Unter diesem Druck verließen alle evangelischen Geistlichen die Stadt.3) Die Bevölkerung der Stadt Steyr war natürlich mit der Durchführung der strengen Maßnahmen seitens der Landesregierung nicht einverstanden, hingen doch die meisten Bürger und Inwohner seit Jahrzehnten der neuen Religion an. Der letzte katholische Gottesdienst war nahezu vor fünfzig Jahren in Steyr abgehalten worden. Der Rat 24

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