Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Auch bei der Stiftung der Bruderhauskirche war die Familie Prandstetter nebst anderen bedeutenden Bürgergeschlechtern beteiligt. An der Südwand des Kirchenschiffes wurde im Jahre 1953 ein Fresko entdeckt, das die Wappen der Familien Lueger, Prandstetter und Kölnbeck trägt und mit September 1522 datiert ist.43) Auf dem Plause und in den anderen Besitzungen folgte der einzige Sohn Hans. Im Urbar der Herrschaft Steyr vom Jahre 1525 wird diesem der Vorwurf gemacht, daß er seine Besitztümer nachlässig verwalte, sich um diese oft überhaupt nicht kümmere und sie durch Vertreter verwalten lasse. Seine Schwestern Margarete, Barbara und Katharina sowie die Schwager Achaz von Mecknitz, Lorenz Guetbrod und Martin Feistnitz erwirkten einen Befehl der Regierung, daß sie für die Prandstetterschen Besitzungen Sorge zu tragen hätten. Hans Prandstetter der Jüngere hatte mit seiner Gattin Elisabeth Kiemser von und zu Klingenberg eine Tochter — Anna. Hans Prandstetter verstarb im Jahre 1536. Die Witwe ehelichte hierauf den Ulmer Bürger Hans Ott. Die Tochter Anna wanderte mit ihrer Mutter nach der neuen Heimatstadt aus, doch gegen den Revers, daß Anna nach sechs Jahren wiederum ins Land komme und daß sie sich ohne Wissen und Genehmigung der Gerhaben Nikolaus Kölnbeck und Peter Richter, beide Bürger zu Steyr, nicht verheiraten werde.44) Anna Prandstetter ehelichte 1548 den Gastgeb Hans Förster (Besitzer der Häuser Enge Nr. 16 und Nr. 31). Sie starb im Jahre 1555 und vermachte ihrem Mann den reichen Besitz, das Haus Stadtplatz Nr. 32 und den Edelsitz Ramingdorf.45) 3) Lokalisierung und Datierung Zur Baugeschichte dieses kunsthistorisch sehr interessanten Hauses wäre folgendes zu sagen : Die vorerst einzigen Kriterien sind die ehemalige Datierung im ersten Stock mit der Jahreszahl „1497“ und die baulichen Merkmale, die eine Einordnung in eine bestimmte Kunstperiode und damit in einen abgegrenzten Zeitabschnitt zulassen. Das sind die stichhaltigen Argumente. Es erhebt sich vorerst die Frage : Ist das Haus, das Georg Prandstetter im Jahre 1473 gekauft hat, wirklich das jetzige „Bummerlhaus“? Bei Preuenhueber heißt es : „Ein gar reicher Mann, welcher anno 1473 die Behausung in der Stadt an der oberen Zeill (jetzo die Gieffin- gische) samt der Kapellen und Ornat um 100 Gulden von Wolfgang Pandorfer erkauft“ hat.46) *■) Ofner, VKSt 27/1966, S. 70. — Preuenhueber, S. 198. 44j Preuenhueber, S. 151. 45) Krenn, H. 85 und H. 154, Anm. 7. — Pantz, Gewerken, S. 59. ff. — Preuenhueber, S. 151. 46) Preuenhueber, S. 151. 44

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