Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Die damals einsetzende Inflation hatte z. B. zur Folge, daß 1622 die Nürnberger den Zentner Schmalz um 18 Reichstaler kaufen mußten, während sie ihn bei Aufrichtung des Kontraktes um 5 Reichstaler erhielten. Die Steyrer hingegen mußten für jede Purt Stahl einen „neuen Aufschlag“, nämlich 24 Kreuzer Schifflohn, erlegen.222) Damals gelangten „verbotene Geldsorten“ 223) nach Steyr, so daß die Eisenkompanie merkliche Verluste erlitt. Sie war daher bedacht, „kaiserliche Münz“ für den Stahl zu erhalten, um auch bei den Flammermeistern das „Entlaufen des arbeitenden Gesinds“, das nur mit kaiserlichem Geld entlohnt werden wollte, zu verhindern. Um die Geldverluste auszugleichen, ersuchte man die Nürnberger, daß sie sich „mit einem andern Darlehen auff etliche Jahr, ohne Interesse, guettwillig bezaigen vnd finden lassen“ möchten.224) Am Linzer Ostermarkt 1622 streckte auch die Nürnberger Stahlhandelsgesellschaft auf drei Jahre der Eisenkompanie „ohne alles Interesse“ ein Kapital vor, und zwar im Betrage von „vierzig Taussent Gulden Rheinisch jeden derselben zu funffzechen pazen oder Sechzig Khreuzer 40 gerechnet, vnd sollen solche fl. mit Scharsachstahel in dem preß (Preis) wie der Cennten damallen vber sich in das Reich andern Handlsleiten verkhaufft würdet . . ,“225) Laut Vertrag vom 20. April 1623 verpflichtete sich die Eisenhandelsgesellschaft, der Nürnberger Stahlkompanie 2000 Zentner Scharsach- stahl zu liefern. Der Zentner wurde mit vier Reichstaler zu je 6 Taler Rheinisch berechnet.226) Störte bereits die Geldentwertung empfindlich die Handelsbeziehungen, so trübten sie Stahlsendungen der Eisenkompanie an Nürnberger Händler außerhalb der Stahlhandlungsgesellschaft. Zu Anfang des Jahres 1622 bedeutete diese den Steyrer Eisenherren, „daß nit andere denen es nit gebührt, nebenhero auch Stahel von ihnen bekhomen, wie bißhero mehrmals geschehen, Vnnd wir nit gesichert seind, das es nit ettwann noch khönfftig geschehen möchte“.227) Zu diesen Kaufleuten dürften gehört haben : Michael Gruebers Erben,228) Heinrich Strich, Kaspar Gillen, Michael Mutterer, Ulrich Lescher, Philipp Khilfner und Hans Pruckhner.229) Als aber 1622 Heinrich Strich für den Deutschen Ritterorden Scharsachstahl bestellte, lehnte die EisenE IV/22/1578. 223) Dazu gehörte das seit 1621 in Umlauf befindliche „Lange Geld“, es bestand aus 12 und 24 Kreuzerstücken, kleinen Groschen und bayrischen Landmünzen I. Hack, Eisenhandel und Messerhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Phil. Dissertation, Graz 1949, Maschin- schrift, S. 30. „Preissteigerungen bis zum Zehnfachen waren die Reaktion auf diese Wirren im Münzwesen. Schließlich wies man das fast zu Kupfer gewordene Geld gänzlich zurück.“ H. Jungwirth, Das Münzwesen Kaiser Ferdinands III. In: Bericht über den zehnten österreichischen Historikertag in Graz, 1970., S. 317. 224) E IV/21/1466, 1468. 225) E IV/22/1558. 226) E IV/22/1558. 227) E IV/22/1578. 228j Grubers Erben hatten 4000 fl. der Eisenkompanie zu 6 % geliehen. 229) E 1622 — 1623, IV/22/1557 24

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