Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

Den an der Straße nach Christkindl liegenden alten, Wirtschaftszwecken dienenden herrschaftlichen Quenghof (Spitalskystraße Nr.12) ließ 1710 Anna M. Gräfin von Lamberg von dem Steyrer Baumeister Georg Aigner durch den Zubau eines „Stockes“ vergrößern.21) Die schöne, mit zwei Eckgiebeln und einem sehenswerten Einfahrtstor ausgestattete spätbarocke Fassade erhielt das Gebäude in den Jahren 1747 bis 1750 unter Fürstin Aloisia von Lamberg, geb. Gräfin von Harrach.22) Im hinteren Hoftrakt befindet sich ein hübscher Renaissance-Wandbrunnen. t>er Neubau des (Rathauses Der Bauzustand des alten Steyrer Rathauses verschlechterte sich zusehends in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. Um 1720 war der Turm „im Ghiltz (Gehölz) Völlig verfault“23) und die Uhr schadhaft.24) Im Jahre 1749 stellte Stadtbaumeister Gotthard Hay- berger schwere Schäden am Dachstuhl fest.25) Vorläufig aber gestattete die ungünstige Wirtschaftslage noch nicht die Ausführung eines größeren Bauvorhabens. Am 26. November 1757 legte Hayberger dem Stadtrat „den grundris vor, auf was arth das Rathaus erbauet werden könte“.26) Er wurde beauftragt, einen Kostenvoranschlag zu erstellen. In der Folgezeit ließ der Magistrat im „Gmain Holz“ für den Neubau Holz Schlägern. Doch der Baumeister war mit diesem Material nicht zufrieden. Am 21. Mai 1759 berichtete er der Stadtobrigkeit, daß von 99 ausgehackten und etlich zwanzig unausgehackten Bäumen kaum sechs „die erforderliche Größe zu Dippelböden besitzen“, die übrigen könnten nur „zu Rafen und Mauerbänkh oder Christ-Holtz (Gerüstholz“ verwendet werden, außerdem sei das Holz meist „Kern failig“ (kernfaul). Mit Fuhrlohn und sonstigen Auslagen komme es „um 2 Drittel höher“ zu stehen als das „Holz aus der Enns“.27) Der Siebenjährige Krieg zwang zur Einstellung der Vorarbeiten. Kaum aber war der Friede zu Hubertusburg geschlossen (15. Februar 1763), beschäftigte sich schon am 22. Februar die Stadtverwaltung mit dem Rathausprojekt. Sie verhandelte nun über den „Riß von H. Hayberger und Hueber.28) Doch die Bauangelegenheit mußte abermals hinausgeschoben werden, sicherlich auch mit Rücksicht auf den um diese Zeit erkrankten Hayberger. Erst einige Monate nach seinem Ableben 21) Kosten 400 fl. Oö. Landesarchiv Linz, Herrschaft Steyr, Schachtel 418. 22j Oö. Landesarchiv Linz, Herrschaft Steyr, Schachtel 1266, Nr. 59/1963. — Dehio, Oberösterreich, S. 333. 23) Rp. 1720, 87. 24) Rp. 1693, 233 ; — 1720, 36. 25) F. Bau- u. Straßensachen 1490 — 1777, K. III, L. 19, Nr. 4464. 26) Rp. 1757, 428. 27) F. Bau- u. Straßensachen 1490 — 1777, K. III, L. 19, Nr. 4471. Holz aus der Enns Floßholz, das die Steyrer Holzhändler verkauften. 28) Rp. 1763 , 44. — Vermutlich haben damals Hayberger und der bürgerliche Maurermeister Wolfgang Hueber gemeinsam an dem Plan gearbeitet. 11

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