Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

„eine gemahlte schiacht.“10) Im oberösterreichischen Landesmuseum befindet sich von ihm ein Entwurf zu einem Altarbild, darstellend Gottvater, die Muttergottes, einen Abt und eine Äbtissin. Die lavierte Tuschpinselzeichnung aus dem Jahre 1673 verrät eine große künstlerische Begabung.11) Der große Brand des Jahres 1727 fügte der Burg einen Schaden in der Höhe von 92.500 Gulden zu. Für den Wiederaufbau, der in den Jahren 1728 bis 1731 durchgeführt wurde, lieferte der Baumeister Johann Michael Prunner aus Linz die Pläne. An dem Bau arbeiteten auch der Metalidecker Wenzel Dobrischistky aus Steyr, der Linzer Kupferschmied Michael Kipferling, der Linzer Vergolder Franz Joseph Feldberger und der Schloßzimmermann Matthias Reuthner.12) Damals erhielt die zu einem Schloß umgestaltete Styraburg einen prachtvollen Hallentorbau. Gegenüber entstand die reichgeschwungene Fassade der Schloßkapelle. Die Einförmigkeit der langen Ostfront erfuhr eine Belebung durch das mächtige Portal und durch den barocki- sierten Vorsprung der Schloßkapelle. Den Burggraben überquert seither eine Arkadenbrücke mit einem dachlosen Rundbau gegen den Park zu.13) Besondere Beachtung verdienen in diesem Rondell die reichen schmiedeeisernen Fensterkörbe,14) die aus der Werkstätte des Schlossers Georg Eder stammen könnten.15) Prächtig wurden auch einige Innenräume gestaltet, vor allem die Bibliothek,16) die Fürstenzimmer und die Schloßkapelle. Das Gemälde „Christus am Kreuze“ für den Altar derselben malte um 1770 Franz Xaver Gürtler.17) „Die Bauformen des Schlosses“, sagt Grimschitz, „weisen eindeutig auf den Formenvorrat Prunners, der sich stärker als sonst den architektonischen Ausdrucksmitteln Hildebrandts nähert“.18) Prunner erbaute auch das geräumige Gartenhaus im Hofgarten, in dem mehrere Statuen aufgestellt waren.19) Große Verdienste um den Wiederaufbau und die Erneuerung des Herrschaftssitzes erwarb sich Graf Josef Dominik von Lamberg, Fürstbischof von Passau (1680 — 1761) .20) 10) Wussin, llg, Beiträge, S. 34. n) Die weißgehöhte Tuschzeichnung trägt unten rechts die Bezeichnung „B. Mader f: 1673“, 375 x 240 mm. Oö. Landesmuseum, Graph. Sammlungen, Inv. Ha 391 a. Für die Vermittlung einer Aufnahme des Bildes danke ich bestens Herrn Oberrat Dr. A. Marks. ,2) B. Grimschitz, Johann Michael Prunner. Wien 1958, S. 55 f. 13) Dehio, Oberösterrech, S. 326. u) O. Kästner, Eisenkunst im Lande ob der Enns, 1961, S. 83. 15) Eder erhielt 1675 in Steyr das Bürgerrecht. Rp. 1675, 109, 124, 139. Er arbeitete um 1687 mit Melchior Preisinger an dem Fischbehälter-Gitter in Kremsmünster. Kästner, Eisenkunst, S. 138. 16) Nach E. Schmidel (Die gräfl. Lamberg’sche Bibliothek in Steyr. Steyrer Zeitung v. 12. 6. 1895) umfaßte die Bibliothek 12.000 Bände, nach G. Neweklowski (Das Schloß von Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post v. 20. 10. 1907) 14.000 Bände. 17) Dehio, Oberösterreich, S. 331. — Nach Profanierung der Schloßkapelle im Jahre 1938 kam das Altarbild in die Franz-Xaver-Kapelle der Vorstadtkirche St. Michael. ,8) Grimschitz, Prunner, S. 55 f. — Schweren Schaden erlitt das Schloß neuerdings durch den Stadtbrand am 21. Juni 1824. I. Schroff, Hs. Annalen, Band III, S. 81. K. XI. ,9) Am 15. 9. 1770 erhielt der bgi. Bildhauer Josef Schuster für das Ausbessern „samentlicher Statuen samt Pasen (Basen, Sockel) im hiesigen Hofgarten“ den Betrag von 60 Gulden. Wussin, llg, Beiträge, S. 34 f. 2°) Rolleder, Steyr, S. 130. 10

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