Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

sich im „Vor- und Überschlag" nicht als „Bürgerskind", sondern als „Pfarrkind", da ja damals die Stadtpfarre Steyr dem Abte zu Garsten unterstand. Um Geldmittel für den Hochaltar zu bekommen, richteten Bürgermeister, Richter und Rat am 1. März 1670 eine ausführliche Eingabe an die oberen Stände im Lande ob der Enns, in der sie auf den Notstand der Stadt hinwiesen, die obendrein als „die erste vnd eltiste Landtsfrstl. Statt vnd in allen mitleyden mit dem grösten onere belegt seye". Sie ersuchten daher „Zu erhöbung des Hoch Altars aine gnedige Beysteur vnd zwar nur solcher gstalten gnedig beyzuschiessen, daß Sie Vnß Inner denen negsten drey Jahren mit bezahlung aines ergäbigen guanti Interesse Recognitionen vnd Jedes Jahr das Drittl hieran Zubezahlen bey dero Löbl. Einnember Ambt die gnedige Verwilligung Verordnen." Abschließend versprach der Ma– gistrat, daß er „bey khünfftiger beriehrtes Altars erhöbung deroselben Wappen alß der ersteren vnd mehreren Benefactorn incidiren vnd bey– ruckhen lassen" werde. Doch die Landstände lehnten ab, weil sie „Bekhanter massen gegenwertiger Zeit ohne daß mit vielfeltigen Landts Nöthen vndt obligendten Außgaben beladen seint"180 ). Damit war der Altarbau wieder auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Juni 1678 übernahm der Gastwirt und Handelsmann Gregor Schinnerer das Amt des Bürgermeisters181 ). In der Ratssitzung vom 24. Mai 1679 brachte er die Errichtung des Hochaltares zur Sprache und schlug vor, die Bürgerschaft zur Beihilfe aufzufordern182 ). Obwohl der Rat seine Zustim– mung gab, ging man nicht sofort an die Durchführung dieses Beschlusses. Sie unterblieb auch weiterhin, denn die am 12. August in Steyr einlangende Nachricht von der „grassierenden Sucht" (Pest) in Niederösterreich183 ) versetzte die Stadtbewohner in Angst und Schrecken. Bis in den Dezember des nächsten Jahres184 ) wurden Handel und Gewerbe durch die strengen Abwehrmaßnahmen stillgelegt. Nach dem Erlöschen der Pest erhielt die Eisenstadt auf Grund eines Gesuches an den Kaiser für den Hochaltar den Betrag von 3.200 Gulden aus den Erträgnissen der Innerberger Hauptgewerkschaft185 ). Diesmal aber verzögerte der Einbruch der Türken im Jahre 1683 die Errichtung des Altares. Nach dem Siege jedoch ermöglichten die Zuwendung der Haupt1 8°) F. Pfarrkirche 1774-1783, K. XI, L. 28, Nr. 352 181 ) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 25 (1964) , S. 19. 182) Rp. v. 24. 5. 1679. 183) Rp. V. 12. 8. 1679, 213. 18 4 ) Rp. V. 14. 12. 1680, 182. 185 ) Rp: v. 31. 3. 1681, 63; Rp. v. 12. 10. 1686, 168. - Schroff, Regesten, Bd. 6, S. 746. 72 Es handelt sich um den Verzicht auf die Zinsen für ein ansehnliches Kapital, d.;s Hofkammerrat Pfaff der Stadt Steyr geliehen hatte. Pritz, Steyer, S. 315.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2