Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

das sie wegen kriegerischer Ereignisse verlassen mußten 137 ). Zu ihrer Unterbringung kaufte die Kaiserin 1647 das geräumige Haus des Martin Plauz 138 ) in der Nähe des Schlosses. Das Gebäude hatte der 1630 ver– storbene Arzt Dr. Johann Joachim Anomäus aus drei Häusern (Berggasse Nr. 6 und 8, Promenade Nr. 3) zusammenbauen lassen 139 ). Mit kaiserlichem Dekret vom 24. Mai 1652 wurde die Ordensniederlassung bestätigt. Im Jahre 1656 erwarben die Nonnen das an ihren Besitz grenzende Wolfische Haus 140 ). Freifrau von Eyssin, die 12.000 Gulden den Schwestern schenkte, ermög– lichte den Umbau des Plauzischen und Wolfischen Hauses zu einem Klostergebäude. Nach Genehmigung des Bauvorhabens durch den Magistrat erfolgte in Anwesenheit des Garstner Abtes Roman Rauscher und des Grafen von Losenstein am 24. Juli 1662 die Grundsteinlegung. Im Jahre 1670 konnte das Kloster von den Schwestern bezogen werden. Ungehalten waren die städtischen Maurer und Steinmetze, weil der Bau an auswärtige Handwerker vergeben wurde. Zu Beginn des Jahres 1662 ersuchte die Zunft die Stadtobrigkeit „um Schutz und Assistenz, weilen die allhierigen Klosterjungfrauen gesunnen, daß sie zu Ihren vorhabenden Kloster Gepeu einen auslendischen Maister gar von Redlstain gebrauchen wollen, solchen abzuschaffen, sintemahlen sie Ihnen solche Gepeu zu errichten selbst getrauen und vorhero auf Begehren die Abriß formiren wollen." Hiezu bemerkte der Stadtrat: ,,Weilen derlei Gepeu einen jeden Bauhern zufiehren selbst freisteht, als khan Ein Löbl. Magistrat in der Suppl. (-ikanten) Erstes Begehren nit willigen. Wan aber im Anderten dieses Gepeu seinen Fortgang erreicht und die Suppl. sich verrer anmelden, sodan Ihnen nach Billichkheit willfahrt werden sollen." 141 ) Vermutlich war der Meister von „Redlstain" jener Baumeister, der 1655 für den Admonter Abt Urban das Schloß Röthelstein erbaute142 ). Die Vermittlung könnte durch das Kloster Garsten erfolgt sein, das ja die Nonnen unterstützte und dem auch in der Steiermark Untertanen unter– standen143). Sechs Jahre nach Vollendung des Klosters wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Zu diesem Zwecke hatte schon 1660 Freifrau von Eyssin das 1 3 7 ) Pritz, Steyer, 5. 292 ff. 138 ) Rp. 1647, 259, 342 f. - 1648, 325. 139 ) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 24 (1963), 5. 16. - I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Dissertation, Innsbruck, Maschinschrift (1950), Nr. 106. 140 ) Pritz, Steyer, 5. 299 f. 141 ) Rp. 1662, 2. - Später, aber noch in diesem Jahre, ersuchten Handwerker abermals den Magistrat, die Klosterjungfrauen aufzufordern, ihre „Bau- und Schmiede– arbeiten zum Klostergebäude" nur von hiesigen Meistern anfertigen zu lassen. Rp. 1662, 132. 142 ) Dehio, Steiermark (1956), 5. 227. 143 ) Stadtarchiv Steyr: Garstner Archivalien, F. Steiermärkische Stiftsregister, K. XII, L. 18. 66

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