Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

in Steyr das Bürgerrecht118 ). Vielleicht war es Konkurrenzneid, der in diesem Jahre den Garstner Bildhauer J o h a n n S p i n d 1e r ver– anlaßte, Sturmberger schwere Körperverletzungen zuzufügen. Nachdem ihn Spindler am 6. August zu einem Trunk im Gasthaus des Sebastian Aichholzer eingeladen hatte, ,,überzog er ihn ohne gehabte Ursach mit viel Schlägen und Stossen" und brachte ihm „mit einer entblößten verbotenen und in einem Stab verborgenen Wehr einen gefährlichen Stich bis auf die Hirnschal II bei 119 ). Am Kirchenportal arbeitete 1665 der Steinmetz G e o r g K 1 e m e n t , wofür ihm der Prior 100 Reichstaler zugesagt hatte120 ). Zur Pflasterung des Platzes vor der Kirche überließ 1683 der Magistrat den Dominikanern Steine von dem alten Brunnen auf dem unteren Stadtplatz121 ) . Eine Neugestaltung der beiden Türme erfolgte jedenfalls um 1774/75. Bei Reparatur der Turmkuppeln und Restaurierung der Fassade im Jahre 1906 wurden in beiden Türmen Blechbüchsen gefunden, in denen sich Reliquien und sogenannte 11 Agnus Dei" befanden. Auf einem Blechbehälter waren eingeritzt die Worte: ,,Gemacht ich Joseph Stromayr im Jahre 1775 den 11. Mai."122 ) In dem hellen Langhaus und in den Seitenkapellen der Kirche „Unserer Lieben Frau vorn Siege"123 ) finden sich Stuckarbeiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, von denen die in der Seitenkapelle links vom Eingang ein bemerkenswertes Knorpelwerk zeigen. Über die Ausstattung des Gotteshauses mit Altären, Bänken und dgl. im 17. Jahrhundert sind wir mangelhaft unterrichtet. Im Jahre 1652 gelangte vermutlich eine neue Orgel zur Aufstellung, da „Prior und Konvent der Prediger" den Magistrat um Rückzahlung eines entsprechenden Betrages von ihrem bei der Stadt anliegenden Kapital (1.180 Gulden) zur „völligen Auszahlung ihrer Orgel" ersuchen. Der Stadtrat bewilligte 180 Gulden aus den Erträgnissen der Innerberger Hauptgewerkschaft124 ). für die An– schaffung von Betstühlen erhielt 1656 der Orden von der Stadtobrigkeit 150 Gulden125 ). Die Ellegastischen Erben spendeten 1665 nach dem Tode des Handelsherren Gottlieb Ellegast für einen Altar 400, für die Kapellen und den Grabstein 150 Gulden126 ). 118 ) Rp. 1647, 379. 119 ) Stadtgerichtsprotokoll 1651, Hs. Nr. 194. 120 ) Klement wurde in diesem Jahre wegen ausständiger Gefälle vom Rate belangt. Rp. 1665, 7. - 1678 erhielt der Steinmetz „wegen bezichtigter Zauberei" 4 Wochen Arrest, mußte einen halben Tag lang in den Knozer und wurde aus der Stadt gewiesen. Stadtgerichtsprotokoll 1678, Hs. Nr. 200, 150 ff., 160. 121 ) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 25 (1964), 5. 33. 122 ) Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907, Chronik. 123 ) Daher die Bezeichnung „Marienkirche". 124 ) Rp. 1652, 47, 60. 125 ) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 24, 5. 24. 120 ) Rp. 1665, 51. 63

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