Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

mehr leben könnten, daß es aber der Kassastand des Magistrates nicht zuließe, eine Zulage zu gewähren. Es wurde nun ein erweiterter Ausschuß einberufen, der vorerst feststellte, daß von der 11 Hohen Stelle" bisher keine Abhilfe gekommen war. Man beschloß daher, zu jedem Steuergulden einen fünfzigprozentigen Zuschlag einzuheben, um den Beamten eine Teuerungs– zulage geben zu können32 ). So bezog z. B. der städtische Kanzlist Franz Xaver Widall ein Monatsgehalt von 20 Gulden 50 Kreuzer für sich und seine Familie. Bei den Preisen dieser Zeit hätte er sich um sein Gehalt nicht ganz 27 kg Rindfleisch kaufen können. Zu Ende des Jahres 1817 wurde von der Stadtverwaltung festgestellt, daß das vorhandene städtische Vermögen in seiner Hauptsache aus öffentlichen Schuldverschreibungen bestand, die entweder gar nicht oder nur mit einem bedeutenden Kursverlust eingelöst werden konnten. Es reichte der gesamte Bestand an diesen Obligationen nicht zur Deckung der städtischen Schulden aus, die zum größten Teile durch die 11 feindlichen Einfälle" verursacht wurden. Für das Jahr 1818 wurde im Haushaltsvoranschlag ein Abgang von 17.533 Gulden 23¼Kreuzer errechnet. Schon acht Monate nachdem man den Teuerungszuschlag gewährt hatte, war die Stadtkasse nicht mehr in der Lage, diesen auszubezahlen. Werloschnigg machte daher dem Bürgerausschuß den Vorschlag, an die Beamten für die rückständigen Zuschläge einen Kassenschein auszufolgen, damit sie sich mit diesem einen Kredit zur Beschaffung der Lebens– bedürfnisse verschaffen könnten. Doch wurde dieses Ansinnen abgelehnt, trotzdem der Bürgerausschuß 11 erkenne daß die Beamten von ihrer einfachen Besoldung unmöglich leben können"33 ) . Neuerdings schlug das beamtete Stadtoberhaupt im Jänner 1817 vor, zur Erhöhung der Beamtengehalte von der Bürgerschaft Beiträge einzuheben, doch traute sich der Bürgerausschuß nicht, bei den damaligen 11 gekränkten Zeiten" mit einem derartigen Anliegen an die Bürger heranzutreten34 ). Jene juridischen Beamten, denen dieser Zustand nicht behagte, verließen die Dienste der Stadt, wie z. B. Magistratsrat Grabmayr, der in Treviso eine Anstellung als Landrat fand. Auch Magistratsrat Gresser resignierte seine Stelle und ging als Syndikus nach Laa an der Thaya35 ). Die Abhängigkeit des Magistrates von den landesfürstlichen Behörden brachte es mit sich, daß sich der Bürgerausschuß, als Vertretung der gesamten Bürgerschaft, eine bedeutende Rolle in wirtschaftlichen Dingen zumaß. Seine Mitglieder sahen sich des öfteren bemüßigt, Vorschläge zu unterbreiten, diese im Wege des Magistrates an die vorgesetzten Behörden weiterleiten zu lassen oder Anträge des Magistrates abzulehnen. 32 ) RP 1815, 278, 279. 3 3) RP 1816 A, 282. 34 ) RP 1817 A, 18. 35 ) RP 1816 A , 126, 251. 16

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