Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Wegen einer über ein Jahr dauernden Krankheit Werloschniggs verfügte das Kreisamt in einem Dekret vom 15. November 1817, daß die „Direction" der Stadt durch . den Zweiten Magistratsrat, Franz Seraph Reisser, über– nommen werden solle10 ). Nur noch einmal, am 2. Dezember 1818, nahm Werloschnigg an einer Sitzung im Rathaus teil. Schon kurze Zeit nachher, am 27. Dezember, verschied er11 ). Die Witwe Christiane ersuchte am 17. April 1819 um Festsetzung einer Pension und um deren Anweisung. Da sie vergeblich wartete, bat sie den Magistrat nochmals am 24. September „um Einleitung zur Auszahlung ihrer Pension", da sie mangels eines Vermögens sowie ihres vorgerückten Alters und ihrer Kränklichkeit wegen nicht mehr in der Lage wäre, einem Erwerb nachzugehen und sie in dieser Situation ohnehin der städtischen Fürsorge zur Last fallen müßte. Der Bürgerausschuß beschloß nun, ihr vorschußweise jährlich 500 Gulden W. W., vom Sterbetag ihres Gatten an gerechnet, aus dem Armenfonds anweisen zu lassen. Dies so lange, bis die entsprechende Regierungsbewilligung einlange 12 ). Bis auf einen Sohn, Karl, und die Tochter Christiane, verstarben die Kinder Werloschniggs in frühestem Alter13 ). Die gesamte Amtszeit Werloschniggs war durch einschneidende Begeben– heiten gekennzeichnet. In diesen Zeitabschnitt (1786-1818), der mit zu den ereignisreichsten der Steyrer Geschichte zählt, fallen umwälzende Ver– waltungsreformen, kriegerisches Geschehen mit all seinen verderblichen Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben, die französische Besatzung der Stadt und Naturkatastrophen. Schon nach dem Rücktritte des Bürgermeisters Sylvester von Paumgartten im Jahre 1803 hatte sich Werloschnigg von Berenberg neben Magistratsrat Franz Karl Preureutter um die freie Stelle beworben. Vom Kreisamte erging der Auftrag, die Bewerbung am Rathaustor anzuschlagen und im übrigen die Bürgermeisterwahl nach der „üblichen" Art vorzunehmen14 ). Bei dieser wurde die Mehrheit der Stimmen für Preureutter abgegeben, von Berenberg verblieb weiterhin Erster Magistratsrat. Als im Dezember 1810 Preureutter das Bürgermeisteramt niederlegte, erfolgte keine Wahl. Die Amtsgeschäfte führte interimistisch Werloschnigg. Schließlich verständigte am 19. Jänner 1811 das Kreisamt den Magistrat, daß die Stelle des Bürgermeisters „suspendiert" sei, hingegen die Besetzung 10 ) RP 1817 A, 285. 11 ) RP 1819, 273, 379. 12 ) RP 1819 A, 273,426: Pension 200 Gulden W. W . mit 150 Prozent Teuerungszuschuß; RP 1820 A, 135. 13 ) Theresia im Alter von 3 Monaten 1790, Johanna im selben Jahr 5 Monate alt, Josephus 17 Wochen alt 1795, Barbara sechsjährig 1799 (Sterberegister des Stadt– pfarramtes Steyr) . RP 1822 B, 782. 14 ) RP 1803 A, 170, 177. 9

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