Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

In der Fastenzeit [605 ließ der Stabtpfarrer ein aus dem Stifte Garsten stammendes „Heiliges Grab" in der Kirche aufftellcn.76) In diesem Jahre wurden auch zur festlichen Gestaltung der Fronleichnamsprozession noch etwa 70 Fackelständer („Höbe!") ausgetrieben. Sie waren in der Resormationszeit in der St. Margaretenkapelle, im Kirchturm und in der Traintenkapelle abgestellt.77) Pier Jahre später ließ der Abt ein wertvolles weißes Meßkleid anfertigen und 1610 einen Traghimmel anfaufen.78) vermutlich durch Zuwendungen aus dem Kloster Garsten kam cs im nächsten Dezennium zur Bereicherung des Kirchenschatzes. Nach dem Inventar vom 12. Juli 1621 verfügte die Stadtpfarrkirche über eine silberne vergoldete Monstranz zu 5 Pfund 4 Lot und eine solche zu 42 Lot, 5 silberne vergoldete Kelche ; der eilte zeigte „der Herren von Steyr Wappen", der andere war „mit Steinen versetzt" und den dritten schmückten drei Rosen. Zum Gotteshaus gehörten ferner ein mit Gold und perlen verziertes Meßgewand aus dem Jahre 1485, sechs Altarkruzisire, zwei „Himmel", ein Kruzifix im Thor, zwei kleine und drei große Fahnen, Meßgewänder, versehen mit den Wappen der Fuchsberger und Eggenberger und eine Anzahl Silber.79 80) In Händen des Garstncr Abtes befanden sich Schlüssel zu Truhen, die im Rathaus verwahrt waren.88) Da sie kirchliche Kleinodien utid Stiftungsurkunden enthielten, forderte 2tbt Anton von der Stadtobrigkeit die Ausfolgung derselben. Der Magistrat jedoch konnte über deren verbleib keine Auskunft geben. Daraufhin richtete der 21bt am 9. April 1625 an den Statthalter Herberstorf die Bitte, der Stadtbehörde zu Steyr die Ausfolgung der „Lädl oder Trühel" zu befehlen. „Als Steyr mit unkatholischen Prädikanten besetzt war", bemerkte der 21bt, seien nicht nur „der schöne hohe 2lltar, sondern auch die große silberite Monstranzen und andere LIeinodien von der Kirchen kommen.. ."81 82) Auch aus Betreiben des Statthalters kamen die Truhen nicht zunr Vorschein. Erst fünfzehn Jahre später, im Jahre 1640, brachte der damalige Abt in Erfahrung, daß in der allen Steuerstube des Rathauses „ein kleiner Kirche» Schaz von etlichen Kelchen, Silberne Kandl, welche die praedicanten gebraucht", gefunden worden sei. Es handelte sich aber nicht allein um „Silbersachen", auch (Ornate wurden entdeckt. Die Nachforschungen ergaben, daß die Kirchengeräte im Jahre 1625 im Rathaus noch vorhanden waren. In der Zeit des Bauernkrieges hatte sie der Steuerschreiber Christoph Abele wegbringen lasten. „Alls nachmallen im 626ten Iar", so berichtet er am 5. Jänner 1041 der Stadtobrigkeit, „sich der laidtige paurn aufstandt erhoben, vnd man erinndert worden, das sich die Rebellischen Paurn auch der Stadt Steyr bemächtigen möchten, Hab Ich diß Trllchl mit dem Khirchenornat, Wie auch Gemainer Statt Eassa: Steur, Privilegien vnnd andern besten briefsachen, in die verhandtnen lähre vässer einschlagen vnd in Weyr von dannen alls die gefahr Juegenomben, gar ins Eisenärzt frieren lasten, alda es dann, biß es widter fridtsamer wordeit, verbliben, vnnd nachmallen widter nach Steyr gebracht, vnnd an sein vorigs orth gesetzt worden".87) 76) Lindner, Annalen, S. 95, 141. — 1621 wurde das „Heilige Grab" in der St. Margaretenkapelle errichtet. Lindner, Annalen, S. 261, 406. 77) Lindner, Annalen, S. 100. 78) Ebenda, S. 156, 203. 79) St.A.. F. Pfarrkirche 1653 — 1715, K. XI. L. 26. Nr. 153. 80) Ein Zettel, datiert 10. 5. 1560, lag bei den Schlüsseln. 81) St.A., F. Pfarrkirche 1601 — 1651, K. XI. L. 26, Nr. 134. 82) St.A., F. Pfarrkirche 1601 — 1651, K. XI, L. 26. Nr. 134. 60

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