Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

hatte zur Folge, daß Die Preise für Korn und Weizen gewaltig anftiegen. Zu Abwendung der so „muth wülligen getraydt Theuerung", hatte der Magistrat erreicht, daß das Gberkammergrafenamt in Eisenerz, „zu Steuerung der Noth", nus seinen Vorräten für Bürger und arme Inwohner der Stadt 3000 Metzen Korn zum Preise von 2 Gulden 30 Kreuzer und (000 Metzen Weizen zum Preise von 5 Gulden je Metzen aus den: Kasten in der „Schönau" (heute Lifenstraße 4) zur Verfügung stellte. Ju diesem Preise waren noch je Metzen ; Kreuzer für den Kastenbeamteu und zwei Pfennig für den Abmesser zu entrichten?) An den Bezug des Getreides war die Bedingung geknüpft, daß dieses nicht an „Auswärtige" verkauft werden dürfe. Für Übertreter dieses Gebotes waren „exemplarische" Strafen und Einstellung des Bzuges vorgesehen. Jedem Berechtigten konnten 4 Metzen Korn und 2 Metzen Weizen ausgefolgt werden. Da aber nicht alle das Getreide metzenweise kaufen konnten, verfügte der Magistrat, daß für solche Leute 6 Kreuzer Leibe" gebacken werden sollten. Ju diesem Zwecke ließ er feststellen, daß aus einem Metzen Korn 30 Stück Brotlaibe zu je 0 Pfund und zum Preise von 6 Kreuzern je Stück hergestellt werden konnten. Doch diese Aushilfe hielt nicht lange vor. „Damit das größte Ellendt" verhindert werde, erschienen die „Gemeindefürsprecher" mit einigen Bürgern im September beim Bürgermeister und baten, man möge die Gewerkschaft ersuchen, weiteres Getreide anzuliefern?) Großrucker beruhigte die Bürger durch die Mitteilung, daß der Rat bereits in preßburg vorsorglich 3000 Metzen Korn zum Preise von 2 Gulden 22 Kreuzer je Metzen angc- kauft hätte. Schließlich erschienen auch die viertelmeister als Vertreter der Bevölkerung und ersuchten, aus Ungarn weitere 4000 Metzen Brotgetreide zu führen zu lassen, die Stadtverwaltung möge das Geld für das Getreide und die Auliefe- rungskoften vorstrecken. Da diese Summe dem Magistrat nicht zur Verfügung stand, wurde die Innerberger Pauptgewerkschaft ersucht, für diesen Einkauf 3!00 Gulden unter Rückzahlungsgarantie der Stadt zu borgen, was auch geschah. Da der Antransport des ungarischen Getreides nur sehr zögernd vor sich ging, die Not jedoch aufs höchste stieg, stellte die Pauptgewerkschaft nochmals 2000 Metzen Korn „zur langsamen und moderaten" Abgabe zur Verfügung. Der Preis für den Metzen Getreide war inzwischen auf 5 Gulden 40 Kreuzer gestiegen. Mitte Dezember erreichte die Stadt ein landesfürstliches Patent, mit dem für „Ausschwärzer" von Getreide in auswärtige Länder" die Todesstrafe zu verhängen war?) Endlich war im zweiten Drittel Dezember der ungarische Weizen auf Schiffen bis Nußdorf gekommen. Da der Transport mit Schiffen von dort bis Steyr zu teuer kam, beschloß man, jenen mit Fuhrwerken anzuliefern. Erst im Mai >772 wurde vermerkt, daß die in „pungarn erkauften getraydter allgemach anruckhen" und deshalb eine Ratssitzung einberufen werden sollte?) Der Magistrat hatte noch rechtzeitig 'eingekauft, denn am 7. Dezember <77 \ verbot die Regierung in Ungarn Getreide einzukaufen?) Um den Bedarf bis zur nächsten Ernte festzuftelleu, ließ der Rat in allen päusern der Stadt die Getreidevorräte erheben?) 4 RP 1771,104,109. 5) RP 1771,285. — 1 Metzen = 61,49 Liter ; 1 Pfund = 0,56 kg. «) RP 1771,288,329,361,368,371.373.

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