Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

suchte der alte Schulmeister Johann Georg Sturmbart in Lnnsdorf, unter Hinweis auf feine lange Dienstzeit, um einen Unterhaltsbeitrag. Ls wurden ihm aus der Armenkaffe wöchentlich 2t Kreuzer zugebilligt.2p Dem Nachtwächter pannß Brändler,der ebenfalls viele Jahre feinen Dienst ordnungsgemäß versah, wurden, „in Ansehung feiner Armut", wöchentlich (5 Kreuzer bewilligt.24 25 26 27 8) Die FleischHacker am Glbevg verkauften in dieser Zeit das Pfund Fleisch (o,56 kg) statt, wie erlaubt, um SV- Kreuzer, um 4 Kreuzer. (727 sollte für Steyr ein Unglücksjahr werden. Am frühen Morgen des 5. Jänner brach im Aichet „unter den Schleifen" ein Brand aus, der einigen Schaden anrichtete. Man nahm an, daß er in der Schleiferei Dunst entstanden wäre. Um jedoch die Ursache genau feststellen zu können, lud der Rat alle viertelmeister und Nachtwächter der Vorstädte vor den Magistrat. Ls erwies sich, daß die Nachtwächter im Aichet „gar nachlässig" waren und das Feuer zu spät bemerkten; so konnte die Nachbarschaft nicht zeitlich genug gewarnt und zur Hilfeleistung aufgefordert werden.28) Doch dieses Feuer überstieg in feiner Gefährlichkeit nicht das Ausmaß kleiner Brände. Niemand in der Stadt konnte ahnen, im gleichen Jahre von einem Großfeuer heimgefucht zu werden, wie es Steyr in feiner vielhundertjährigen Geschichte noch nicht erlebt hatte. Wie die vom Stadtrichter Johann Adam von Paumgartten im Dezember (727 durchgeführten Untersuchungen und verhöre ergaben, brach das Feuer Freitag, den 29. August, um 9-go Uhr vormittags, im ffaufe der Latharina Rädingerin, der Witwe des Färbermeifters Llias Rädinger in Lnnsdorf (heute paratzmüllerstraße (4) aus.27) Ls kostete einer Anzahl von Menschen das Sebert28) und verursachte ungeheuren Sachschaden. Auch das paus Bürgermeisters Schoiber in der Lnge Nr. ( wurde durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen. Anscheinend war im Pause der erwähnten Färbermeisterswitwe ein kleiner Kaminbrand entstanden. Man unterließ es, fremde Pilse anzusordern, da man angenommen hatte der Flammen selbst perr zu werden. Diese breiteten sich jedoch aus und griffen auf die durch die Sommerhitze ausgetrockneten Schindeldächer der benachbarten päufer über. Die Enge der Gaffen und die Gedrängtheit der Bauten waren die Ursache, daß bereits am Vormittage viele Gebäude des Inneren Lnns- dorfes brannten. Begünstigt durch einen starken Wind, fanden die Flammen dann ihren Weg über die hölzerne Lnnsbrücke (auf der sie zwei kleine Drechslerläden zerstörten) in die Lnge und weitere Teile der Stadt. Am Abend des Unglückstages mußte eine schreckliche Bilanz gezogen werden. Neben zahlreichen Gewerbebetrieben und päusern in Lnnsdorf, hatte das Feuer unter anderem alle ennsseitig gelegenen Päufer der Lnge und die des Stadt- xlatzes, bis einschließlich des heutigen Paufes Nr. 9, erfaßt. Ebenso wurden vom Feuer eine Anzahl stadteigener Gebäude, unter ihnen der „Wasserkunsttturm", 24) RP 1732, 44. 25) RP 1732,144. 26) RP 1727,3. 27) RP 1727,289. —Ursprünglich war behauptet worden, der Brand sei in der benachbarten Brauerei des Matthias Wenger (heute Haratzmüllerstraße 12) ausgebrochen. Wenger beantragte hierauf beim Magistrat die Inhaftsetzung aller in der Färberei Rädinger Beschäftigten, um einer Verabredungsgefahr vorzubeugen (RP 1727,213). 28) In den Ratsprotokollen werden als verunglückt angeführt : Die Gattin des Braumeisters Wenger, die im Keller der Brauerei (heute Haratzmüllerstraße 12) erstickte ; weiters der Zweckschmied Ernst und eine nicht angeführte Anzahl von Personen, die im Brandetschkischen Keller erstickten. Für diese wurden von der Stadtverwaltung um 4 Gulden 30 Kreuzer Totentruhen angeschafft. Im Kloster verbrannte die taube Nonne Maria Catherina, die sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. 7

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