Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Nachricht verfaßt und mit einem Boten dem Steyrer Stadtagenten Dr. Razesperger in Linz zur Vorlage an den Landeshauptmann zugeschickt.,0) Thomas Schoiber war dreimal verheiratet.") Diesen Ehen entstammten elf Min= bcr.10 11 2 13 14 15 16 17 ) Die Witwe, Maria Magdalena, ließ zum Andenken an den verblichenen „am Stadtgraben" eine Mreuzsäule errichten.'2) Um das reiche Erbe des verstorbenen entstand unter den Familienangehörigen ein erbitterter Streit, der sich über einige Jahre hinauszog.") Während der Amtszeit Schoibers herrschte als Landessürst Mart VI., dessen Regierung im wesentlichen durch eine „fortschreitende innere Zerrüttung, besonders in finanzieller und wirtschaftlicher Pinsicht"") gekennzeichet war. Dieser im Jahre t?tt zum römisch-deutschen Maiser gewählte und gekrönte letzte männliche Nachkomme der direkten pabsburgerlinie wollte noch zu seinen Lebzeiten die Anerkennung der als Z)aus= und Staatsgesetz unter dem Namen pragmatische Sanktion in der Geschichte bekannten Vereinbarungen erwirken. Diese sahen vor, daß die Erbfolge in den österreichischen Erblanden auf des Maifers älteste Tochter übergehen sollte, falls der Maiser keine männlichen Erben hinterließe. Weiters bekräftigten sie das Lrftgeburtsrecht sowie die Einheit und Unteilbarkeit der Erbländer. Geduldig widmete der Maiser viele Jahre der Erreichung dieses Zieles. Unter den deutschen Lrblanden bekannte sich Gberösterreich als erstes zur pragmatischen Sanktion. 2lnt *9. April *720 beschlossen die Stände in Linz die kaiserliche Mund- gebung „als ein dauernd wirkendes uverletzbares Grundgesetz" anzunehmen.") Die fremden Mächte zögerten mit der Anerkennung und ließen sich diese teuer erkaufen.'2) Für den Staat lag die Bedeutung der pragmatischen Sanktion darin, daß die mehr oder minder selbständigen habsburgischen Besitzungen, bisher nur durch die Person des Maisers und die Dynastie miteinander verbunden, nunmehr auch als juridische Einheit in Erscheinung traten. Wenngleich das Land ob der Enns unter der Regierung dieses Maisers für einige Zeit durch Mriegssorgen nicht behelligt war, so hatten doch frühere bewaffnete Auseinandersetzungen das soziale Gefüge des Landes erschüttert. Die Anzahl der Entwurzelten war groß geworden, abgerüstcte Soldaten, Arbeitslose, aber auch Arbeitsunwillige waren wie überall, so auch in Steyr, anzutresfen. In dieser Zeit, da von der Regierung eine merkantilistische, also eine nach Autarkie strebende Wirtschaftspolitik betrieben wurde, erfolgte eine Reihe von Industriegründungen. So war in Linz die Wollwarensabrik entstanden, die *7*9 von der „Gri10) BP 1733,374.375. 11) Die erste Frau, Ann Margaretha Giglingerin, ehelichte er am 29.1.1697 (RP 1697,15), nach ihrem Tode heiratete er Magdalena N. Die dritte Gemahlin starb 1738. 12) Matthias, geb. u. gest. 1697 ; Maria Anna, verehelichte Pimplin in Wiener Neustadt (RP 1736,202) geb. 1698 ; Johann Andre, geb. 1699, gest. 1747, vermählt mit Maria Elisabetha Gstattmayrin (RP 1736,34) ; Anna Barbara, geb. 1701, verehelichte Steyrerin in Krems (RP 1735,147, RP 1738. 187) ; Maria Anna, geb. 1703 ; Joseph Anton, geb. 1706 ; Ignati (Ignaz), geb. 1709; Johann Michael, geb. 1711 ; Maria Elisabeth, verehelichte Fröllichin in Wien (RP 1739,5), geb. 1712; Maria Anna, geb. 1714 ; Maria Theresia, geb. 1719. 13) RP 1734,312. 14) RP 1735,74,86,137. Da die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt waren, strengte die Witwe gegen ihren Sohn einen Prozeß an. Sie ersuchte den Magistrat, eine Wohnung im „Ennsbrückenhaus“ (Enge 1) beziehen zu dürfen, was ihr mit dem Bemerken, daß damit der Streit nicht präjudi- ziert sein solle, erlaubt wurde. Nach dem Verhör beim Landgericht wurde das Haus Johann Andre Schoiber zuerkannt. Dieser bewarb sich um den Pfundwaagdienst, der ihm gegen eine Kaution von 1.000 Gulden gewährt wurde (RP 1735,333). 15) LV 3. 8.27. 16) LV 5. 17) England Unterzeichnete am 17.5.1731, Spanien am 6.6., im August desselben Jahres endlich die Niederlande. 5

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