Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

In den Jahren nach der Brandkatastroxhe wurde der Bestand an Altären wieder ergänzt. Im Jahre *536 standen in der Pfarrkirche *4 Altäre, und zwar : \. Der den heiligen Moloman und Ägidius geweihte Hochaltar, 2. Apostel-Altar, 3. St. Sebastian-Altar, 4. Rumpl-Altar, 5. Schlosser-Altar, 6. Prandtstctter- Altar, 7. hl. Kreuz-Altar, 8. St. Niklas-Altar,128 * * * 132 33 134 * ) 9. St. Leonhard-Altar, *0. Allerheiligen-Altar, i*. Unser Frauen-Altar,133) *2. Schneider-Altar, *3. Schleifer-Altar, ,4. Messerergesellen-Altar.13°) Das Aussehen dieser Altäre ist nicht überliefert. Jedenfalls handelte es sich größtenteils um Arbeiten der Renaissance. Aus spätgotischer Zeit hat sich bis heute das Bild des Kreuzaltares erhalten, das jedoch übermalt mürbe.13') Es stellt auf Goldgrund den Gekreuzigten dar, der früher als „Steyrer Ehriftus" große Verehrung genoß.133) Josef harter weiß folgende Legende zu berichten: „Als die lutheranifche Lehre in Steyr zu keimen anfing, habe der Teufel den Steyrer Bürgern diese schreckliche Leidensgestalt des Gekreuzigten gemalt, um sie vom Glauben abzulenken", harter verlegt die Entstehung des Bildes in die Renaissance-Zeit: „IDte die romanische und gotische Kunst den Gekreuzigten nur als in der Liebe zu den Menschen gestorbenen Heiland verbildlichte, fing die erwachende Renaissance an, Christus realistisch aufzufassen. Die Künstler wetteiferten förmlich in damaliger Zeit in der Darstellung des Gekreuzigten, um den Triumph des Realismus zu erringen. Das Steyrer passionsbild ist das einzige feiner Art; kein zweitesmal vermochte ein Künstler den Gekreuzigten in solcher (Dual, mit solch zerschlagenem und wundem Leib und im fürchterlichen Seelenschmerz ohne Brutalität darzustellen, als der Meister der Steyrer Passion. Des Meisters Name ist leider verschollen, aber sein Merk wird noch lange von seiner tiefempfundenen Kunst ein beredtes Zeugnis oblegen".133) Ein um 1400 geschnitztes Kruzifi x13h fchmiickt die nördlich des Chores gelegene Sakristei. Die in diesen Raum führende gotische Türe zeigt in Blech getriebene Wappendarstellungen, und zwar in 50 vollständigen und *5 unvollständigen rhombischen Feldern den Reichsadler, das Nürnberger Wappen und gekrönte Löwen. Diese prächtige Wappentüre, die in der Zeit zwischen 1485 und 1505 entstanden ist und bemalt gewesen sein mag, ist das „Glanzstück" dieser Art in Gberösterreich. Die regen Handelsbeziehungen der Lisenftadt zu Nürnberg berechtigen zur Annahme, daß die Reichsstadt diese Türe den Steyrern als Geschenk überreichte.133) Über dem Tabernakel des 1863 errichteten neugotischen, das linke Seitenschiff gegen Dsten abgrenzenden Sakramentsaltares befindet sich in einer Nische ein künstlerisch wertvolles Vesperbild — Maria mit dem Leichnam 128) Eine im Heimathaus Steyr befindliche Statue des hl. Nikolaus soll diesen Altar geziert haben. ,29) Der Altar bestand noch im Jahre 1543. StA., F. Pfarrkirchen-Rechnungen 1541—1597, K. XI, L. 28. 13°) StA., F. Pfarrkirche 1653—1715, K. XI, L. 26, Nr. 153 : Inventar 1536. ,3,j Dehio, a.a.O., S. 328. 132] Die Stadtpfarrkirche war daher früher eine Wallfahrtskirche. — Kopien dieses Bildes befinden sich in einer Kapelle in Stein bei Steyr und in Privatbesitz. A. Rolleder, Heimatkunde vonStey (1894), Seite 178. — Siehe : J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr. 2. Fortsetzung VKSt Heft Nr. 26, S. 52. ,33) J. Harter, Die Stadtpfarrkirche in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post. Jg. 1905, Nr. 31 (30. 7. 1905). — G. Gugitz, Die Wallfahrtskirchen Oberösterreichs (1954). S. 68. 134) Dehio, a.a.O., S. 328. ,35j E. E., Aus Steyrs Schmuck- und Schatzkästlein. Wappen und Beschläge an der Sakristeitür der Stadtpfarrkirche. Zum Feierabend. Unterhaltungsbeilage der „Steyrer Zeitung“, Jg. 2, Nr. 9 v. 3. 3. 1949. — O. Kästner, Eisenkunst im Lande ob der Enns (1961), S. 33. 65

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