Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Dachboden, die einst auch den Aufgang zur ©rgeltribüne82 83 84 85 86 * ) und zu einer Loge gebildet haben soll. Mit einem Vorbau versehen ist das prächtiger gestaltete westliche Slldportal. hier finden sich noch die Steinbänke, „auf denen einst die Kirchenbüßer saßen und die in die Kirche Tretenden baten, ihrer im Gebet zu gedenken".88) Besondere Beachtung verdienen die Glasgemälde dieser Fassade. Die ältesten Scheiben der hohen gotischen Fenster sind nicht mehr vorhanden. Nach preuen- hueber zeigten einige Wappendarstellungen der Steyrer Bürger.^) Jedenfalls vernichtete der Brand im Jahre 1522 einen großen Teil des Fensterbestandes. Als Kaiser Franz II. im Jahre 1295 mit der Neugestaltung des Lustschlosses Larenburg begann,88) wurden dem Monarchen, der zu diesem Zwecke Kunstgegenstände Zusammentragen ließ, auch alte Fenster der Stadtxfarrkirche für die Kapelle der Franzensburg überlassen. Im Jahre 180$ aber langten aus Laxenburg dort überzählige alte Glasgemälde in Steyr ein, die jedoch früher nicht die Stadtpfarrkirche schmückten, sondern aus anderen Kirchen stammten. Diese Scheiben im Westfenster der Südwand, allgemein als „Larenburger Fenster" bezeichnet, zählen heute zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten des Gotteshauses. Im Jahre j9 j \ deutete I. harter diese Glasbilder wie folgt: Auferstehung Christi, 2. hl. Leopold, 5. Agnes, feine Gemahlin, 4. Himmelfahrt Christi, 5. lehrender Christus, 6. Gottesmutter mit dem Jesusknaben, 7. St. Anna mit der kindlichen Maria, 8. Maria Magdalena, 9. hl. Elisabeth, |0. ein segnender Bischof: St. Nikolaus, U- St. Bernhard von Clairveaux, vor welchem nach mittelalterlicher Art wie ein Zwerg der Donator des Gemäldes Abt ,hainricus' kniet, und flehentlich zum heiligen feine auf einem Band geschriebene Bitte, CDra. p. NMBIS. BTL. BNHARDC' sendet, (2. zwei (Glasgemälde) mit nimbierten Äbten aus dem Drden der ,grauen Mönche', *3. Märtyrerinnen".88) In diesem „ikonographisch interessanten Bestand"82) nehmen die Darstellungen „Auferstehung Christi",88) hl. Leopold und Markgräfin Agnes den ersten 82) V. Preuenhueber, 9.3.0. , S. 220. 83) J. H., Bevorstehende Restaurierung der Südfassade der Stadtpfarrkirche in Steyr. Christliche Kunstblätter, Jg. 54, Nr. 4 (1913), 8. 44 ff. — Die netzrippengewölbte Vorhalle wurde 1891 erneuert. 84) Z. B. Wappen der Familien Lyst und Fuxberger; Preuenhueber, a.a.O., S. 98, 191. 85j F. Weissensteiner, Für Laxenburg bricht eine neue Zeit an. Der öffentlich Bedienstete. Jänner 1963. 86) Josef Harter, Die sogenannten Laxenburger Fenster in der Stadtpfarrkirche zu Steyr. Christliche Kunstblätter, 52. Jg., August 1911, Nr. 8. S. 88 ff. — Vor dem 1. Weltkrieg gehörten nach Josef Garber zum Bestand der Laxenburger Fenster : „22 rechteckige Bilder der alten Fenster, 17 vorzügliche Einzelfiguren, die zum Großteil noch aus dem 15. Jahrhundert stammen“. J. Garber, Kunsthistorische Würdigung Steyrs. Führer durch Österreichs Kunststätten — Die Stadt Steyr in Oberösterreich (o. J.), 8. 102. — Im 2. Weltkrieg befanden sich die Scheiben als Verlagerungsgut in Losenstein. — Das im Jahre 1958 in 3. Auflage erschienene Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs von Dehio-Hainisch vermerkt S. 327 f. den gegenwärtigen Stand : „Im südlichen Seitenschiff, W-Fenster (von oben beginnend) : Kopf Mariae und Johannes, Ende 15. Jh., Reste eines Kreuzigungsfensters, weibliche Heilige, 1. Hälfte 14. Jh., Architekturscheiben mit seitlichen Bordüren 1. Hälfte 14. Jh. ; hl. Anton und hl. Bernhard 1. Hälfte 14. Jh. Weibliche Heilige sowie hl. Dorothea, mit Bordüren 1. Hälfte 14. Jh. ; hl. Anton und hl. Bernhard 2. Hälfte 14. Jh., Maria mit Kind, Himmelfahrt (untere Hälfte) und hl. Anna mit hl. Maria, 1. Hälfte 14. Jh. 3 bemerkenswerte Glasgemälde, über je 2 Scheiben gehend : Herzog Leopold, Auferstehung und Agnes, wohl ursprünglich aus Lilienfeld, um 1300. Hl. Nikolaus, Christus, hl. Bernhard, Anfang 14. Jh.“ — Vermutlich sind in dieser Aufzählung auch jene „prachtvollen Teile alter Gemäldefenster" enthalten, die bei Renovierung der Stadtpfarrkirche im Jahre 1932 in einem Kasten gefunden wurden. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933, S. 378. S7) Kurt Holter fand für Glasgemälde um 1390 in Handschriften „der Biblia pauperum" die entsprechenden Vorlagen. Baldaß, Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, a.a.O., 8. 40. 88) 2 Scheiben, Höhe 162 cm, Breite 58 cm. Die Gotik in Niederösterreich. Ausstellungskatalog (1959), S. 57 f. 59

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