Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Über den Wiederaufbau des Gotteshauses find wir mangelhaft unterrichtet. Jedenfalls ließ die Bürgerschaft vorerst die ärgsten Brandschäden beheben. Zur Finanzierung dieser Arbeiten verkaufte die Stadt eine zwanzig Pfund schwere Monstranz aus Silber.63 *) Abt Ulrich von Garsten gewährte am Montag nach dem Sonntag Gculi \522 der Stadt Steyr ein zinsenfreies Darlehen in der pöhe von ioo Pfund Pfennig auf drei Jahres) Glücklicherweise war um diese Zeit das Baumaterial billig zu bekommen, auch die Arbeitslöhne waren verhältnismäßig niedrig. Baumeister und Zimmermeister bezogen einen Taglohn von 28 Pfennig, „Polierer" 26, Steinbrecher 24, Jimmerknechte 22 und 20, Steinmetze »8 Pfennig. Für ein Mut Kalt65) bezahlte man \ Gulden, ebenso für 1000 Schindel. (Eine Glasscheibe kam auf 3 Pfennig zu stehen, tooo Schar-Nägel kosteten 30 Kreuzer.66 67 68 ) vom Kloster Garsten erhielt der Magistrat auch leihweise eine Glocke. <Er stellte hierüber folgenden „Reversbrief" aus: „Wir Bürgermeister, Richter vnd Rat der Statt Steir Bekennen Öffentlich mit dem brief, Als Iungstlich bey vns in der Statt Steir Laider am große prunst beschehen dar Innen fand Giligen pfarkirchen mitsamt dem geleit, in dem Kirchthurn, daselbs außprunen, hat vns der Lrwirdig vnd Gaistlich per Per Ulrich Abbt zu Garsten vnser genediger per als Gbrester psarer / aufs vnser fleißig gepet / vnd sondern! großen mitleiden / auß seiner Gnaden glockhenthurn zu Garsten / am mittlere glocken / daran dise wort / vnd Zaichen gossen sein - Ihesus maria hilf + vns + Berchtold + hoe opus feeit / Anno D (omini) 1468 - Lehenweise zugestelt darauff wir seinen gnaden zugesagt vnd versprochen / yezt wissentlich in crafst des brieffs, Das wir dieselb glocken dem gemelten vnserm gnedigen Herrn von Gersten / oder seiner gnaden nachkomen / on allen schaden vnd geprechen / von sand Iörgentag schierist ober zway Iar / widerumb in seiner gnaden glockhenthurn zu Garsten on all Widerrede / Antworten sollen vnd wollen / Trewlich vnd vngeverlich / Zu vrkundt, vnder gemainer Statt aussgetruckten Insigl verfertigt / Aus montag nach dem Suntag Letare Anno D (500 vnd in dem zway und zweinzigisten Iar".63) ~ ................................ In dem Bestreben, bald wieder in den Besitz einer eigenen Glocke zu kommen, beauftragte der Magistrat den Gießer und Stadtbüchsenmacher L i n h a r t Rannacher in Passau, aus den Trümmern der durch den Brand zerstörten Glocke eine neue zu gießen. Am „(Erichtag" nach Sonntag Cantate 1522 bestätigte Rannacher, daß er „9 Stück Glockenspeis mer *5 Fest! (Fäßl) Glockenspeis vnd ain Klachel" empfangen habe. Im Mktober war die Glocke fertig, sie wog 57 Zentner und 54 Pfund63) und zeigte im oberen Teil die Inschrift: „(D x 5 x Ebenda, S. 219. "1 „Wir Bürgermeister Richter vnd Ratt zu Steir Bekennen für vns all vnser nachkomen mit dem brieff / Als der Erwirdig vnd Geistlich Her Vlrich Appt zu Garsten / vnser gnediger Herr, auff vnser fleissig gepet 100 Pfund Pfennig guetter Landt werung ob der Enns yezt in der Grossen not der prunst zu der Pfarrkirchen alhie / paw / Also bar vnd beraitten gelihen hat...“ StA., F. Pfarrkirche 1305—1605, K. XI, L. 25, Nr. 48, Konzept. 65) 1 Mut — etwa 1845 Liter. V. Preuenhueber, a.a.O., S. 219. 67) StA., F. Pfarrkirche 1305—1605, K. XI, 25, Nr. 48, Papier-Urkunde mit aufgedrucktem Wachssiegel. Die Glocke stammte aus dem Jahre 1466. 68) „...alles lauteres Zeugs... die ploß glogken vngefosst“ ; die Glocke wurde in Passau „am pfintztag daran sand Vrsulatag nach Christi vnnseres lieben Herrn geburdt 1522“ gewogen. StA., F. Pfarrkirche 1305—1605, K. XI. L. 25, Nr. 63. 56

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