Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

untergewichtiges Brot verkaufte; anderen Bäckern wurde aus demselben Grunde ein Verweis erteilt und ihnen für künftige Vergehen eine öffentliche Leibstrafe angedroht?') Im Mai 1695 wurden alle Fleischer der Stadt wegen „continuirlicher renitenz" einen Tag in der Bürgerstube eingesperrt, da sie trotz widerholten Verbotes das Pfund Fleisch, statt um den genehmigten Preis von 16 Pfennig, um 18 Pfennig verkauft hatten?2) Die Anwerbung von Mannschaften für das Heer mußte über Auftrag der Stände und des Kaisers auch in den folgenden Jahren fortgesetzt werden. So sollte der Magistrat bis Ende Jänner 1692 in der Stadt 26 Mann aufbringen und jedem Geworbenen sechs Gulden als Handgeld ausfolgen. Bis Dezember desselben Jahres konnten in Steyr jedoch nur acht Mann gefunden werden, die sich bereit erklärten, als Soldaten zu dienen.") Wegen des Drängens, endlich die angeforderten Rekruten stellig zu machen, entschied der Rat, sich an die anderen landesfürstlichen Städte Oberösterreichs, um Überlassung „einiget Vbriger Mannschafft", gegen Ersatz der Werber- kosten, zu wenden.") Da in Steyrdorf und Ennsdorf Rekruten einquartiert waren, ersuchte deren vorgesetzter Hauptmann den Magistrat im Juli 1692, jene „vmb der mehrer stcherheit willen" in der Stadt selbst einzuquartieren, „weillen ihm seine Leüth zimblich durchgehn" (den Truppenteil verließen).") Auch in den folgenden Jahren hatte die Werbung in Steyr geringen Erfolg und man half sich wieder damit, daß man andere Städte im Lande ersuchte, Mannschaften gegen Ersatz der Anwerbungsspesen zu bekommen?4) Nach der Kriegserklärung Kaiser Leopolds im Jahre 1702 sollten auf dessen Befehl in den deutschen Erblanden 1500 Fußsoldaten angeworben werden, die landesfürstlichen Städte Oberösterreichs sollten 144, hievon Steyr 34 Mann, stellen.* 32 33 * * * 37 * * * 41 ) Zuweilen mußte der Magistrat den in der Stadt einquartierten Rekruten auch Gewehre leihen, der Rat entschied jedoch, nicht „die besten" aus dem Zeughaus zur Verfügung zu stellen.") Als im Jahre 1679 in der Umgebung Steyrs ansteckende Krankheiten wüteten,3') wurde von der Stadt vorsorglich ein geeignetes Haus für die Unterbringung Seuchenkranker erworben und zwar der nach seinem früheren Eigentümer Georg Plauz benannte „Plauzenhof" (jetzt Annaberg 4), der den Vorteil hatte, außerhalb der Stadtmauern auf der Straße nach Sierning gelegen zu sein. Da Ende 1691 in Wien Seuchen auftraten, schlug Bürgermeister Schwarzeigl vor, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zum Schutze der Stadt zu treffen, mit denen, laut Ratsbeschluß, eine Kommission betraut wurde?") 1692 erreichte den Magistrat die Nachricht, daß auch in Ungarn ansteckende Krankheiten grassierten. Den Wächtern der Stadttore wurde aufgetragen, „guete obacht" zu geben und Fremde ohne vorherige Untersuchung nicht die Stadt betreten zu lassen. Die Kontrolle der Wächter hatten, um Nachlässigkeiten vorzubeugen, täglich zwei dazu bestimmte Ratsmitglieder vorzunehmen?') Nachdem auch die Ansicht der „Mediziner" der Stadt eingeholt worden war, beantragte die bestellte Ratskommission im Mai 1694, int leerstehenden Plau3’) RP 1692, 208; RP 1694, 89. 32) RP 1695, 93. —- Bis zum Jahresbeginn 1694 dursten die Fleischer für 1 Pfund Rindfleisch 4 Kreuzer, dann nur mehr 3 Kreuzer 2 Pfennig verlangen (1 Gulden — 8 Schilling — 60 Kreuzer = 240 Pfennig). 33) RP 1691, 189, 198. 33) RP 1692, 7. 3-) RP 1692, 125. 3‘) RP 1693, 35. 37) RP 1702, 34. 3=) RP 1694, 34. 3») RP 1679, 231, 257, 243, 254. 4») RP 1691, 193, 198. 41) RP 1692, 2, 4, 26. 8

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