Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Noch immer gab es in der Stadt einzelne Bürger, die der evangelischen Lehre die Treue hielten. Am 6. Mai 1680 teilte der Stadtpfarrer dem Magistrate mit, daß der Plattnermeister Georg Schneider von seinem „Vneatholischen Jrrthumb nicht abstehen" wolle, man müsse ihn daher aus Steyr ausweisen.87) Ende Dezember 1679 wurde der Rat aus Linz verständigt, daß einige „reformierte" Reiter des Schmidischen Reiterregimentes nach Steyr versetzt würden, um in die in der Stadt liegende Kompanie Pallfyscher Reiter „gestoßen" zu werden, die gute Katholiken toaren.68 69) Es wurde darauf geachtet, daß die Bürger fleißig den Gottesdienst besuchten, widrigenfalls sie vor den Rat geladen wurden. So berichtete Bürgermeister Schiw nerer im September 1687, daß das Ratsmitglied Achaz Pleckhensürst seit einiger Zeit weder an Sonn- noch an Feiertagen in die Kirche kam. Dies, obwohl er schon von Nachbarn und dem Viertelmeister zu „bessern Wandl vnd Leben ermahnt" worden war. Da „demselben Besorderist als Ratsfreund ein auferbeüliches Leben Zu führen gebührt", wurde er vom versammelten Rate ernstlich ermahnt, künftig seinen religiösen Pflichten nachzukommen.8») In den wenigen Jahren verhältnismäßiger Waffenruhe hatte sich die Wirtschaft etwas erholt, geblieben war jedoch die drückende Schuldenlast der Stadt. Die von den Protestanten verlassenen Häuser hatten neue Eigentümer gefunden. In Steyr gab es 1769 keine „ledigen Hauser" mefir.70) Kleinere Truppenteile waren laufend in der Stadt untergebracht. Zwischen ihnen und den Handwerksburschen wurden öfters blutige Händel ausgetragen. Der Magistrat sah sich daher genötigt, den Handwerkern in der Zeit von 8 Uhr abends bis zum Morgen das Tragen eines Degens zu verbieten.7!) Über Betreiben des Abtes Anselm Angerer von Garsten beschloß man im August 1681, den Bau des Stadtpfarrhofes fortzusetzen. Die Grundfesten und einige Mauern waren schon 1630 errichtet worden. Je nach finanzieller Möglichkeit sollten jährlich ein bis zwei Zimmer ausgebaut toerben.72) Für einige Zeit unterbrach die Türkenkrise dieses Vorhaben. Im Mai 1684 reichte der bürgerliche Zimmermann Hannß Kriechpamb einen auf 56 Gulden 28 Kreuzer lautenden Voranschlag für die Zimmermannsarbeiten ein.73) Bald darauf kam man überein, mit der „Pfarrhof Zuerichtung" sofort zu beginnen, da der Abt dies dringendst verlangte.7^) Untertanen der Stadt und des Pfarrkirchenamtes wurden beauftragt, Robotarbeit in Form von handwerklicher Tätigkeit zu leisten und außerdem Fuhrwerke bereit zu ftetten.75 76) Bis zum Februar 1685 wurden vom Magistrat an Barauslagen für den Bau 567 Gulden 57 Kreuzer ausgegeben, für die Steinmetzarbeiten waren jedoch noch weitere 623 Gulden 33 Kreuzer aufzubringen.78) Der Bürgermeister meinte, es sei zwar beschlossen, den Pfarrhof zu errichten, aber niemand sagte, woher die Mittel hiezu zu nehmen wären.77) Man fand den Ausweg, das Tazamt (Verzehrungssteueramt) zu beauftragen, das nötige Geld zu beschaffen. Weiters verfügte man, die Ziegel des „aufgehebten" Pflasters in der Stadtpfarrkirche zum Bau zu verwenden.78) 1686 wurde von der Gemeiudever- «7) RP 1680, 75. es) RP 1679, 234; RP 1680, 3. 69) RP 1687, 159. 70) RP 1679, 130. 71) RP 1685, 72. 72) RP 1681, 162. 73) RP 1684, 94. «) RP 1684, 125. 75) RP 1684, 139. 76) RP 1685, 21. 77) RP 1685, 89. 78) RP 1685, 104. 32

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