Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Türkische Streifscharen (nach einem Kupferstich, Augsburg 1695). Eine Alarmstimmung wurde durch zwei Briefe ausgelöst. Einen sandte Pater Augustin aus Dbbsitz am 4. August und den zweiten ein Herr Kogler aus Amstetten am 5. August an den Magistrat. In diesen Schreiben und durch eine andere Nachricht wurde dem Magistrate übereinstimmend mitgeteilt, daß eine aus Türken und Tartaren bestehende Gruppe in der Stärke von 15.000 Mann bei Gresten und in dessen Umgebung beobachtet wurde. Diese Berichte bewogen Bürgermeister Schinnerer, in seinem Hause eine vertrauliche Sitzung abzuhalten, zu der nur wenige Mitglieder des Inneren Rates eingeladen wurden, um die Geheimhaltung zu garantieren. Auf Grund der von den Berichterstattern geschilderten Lage kam man überein, den Stadtschreibcr Dr. Hag sofort nach Linz zu entsenden, damit et dort dem Landeshauptmannc und den Ständen Bericht erstatte und um Hilfeleistungen für die Stadt ersuche. Der Rat wollte, falls aus Linz keine Hilfe gewährt würde, „vor dem Kaiser ohne Verantwortung feilt".61) Wegen der großen Gefahr wurden die Schanzen sofort mit zwei Korporalschasten Bürger und 100 ledigen Männern besetzt. Außerdem ließ man für jede Pechpfanne weitere 12 Pechkränze anfertigen. Auch die Artillerieverordncten verlangten, daß für die stadteigenen acht schweren Geschütze („Stuckh") 1350 Kugeln und 80 Kartätschen sowie Ladeschaufeln, Setz- und Wischkolben, für die Doppelhacken 1000 Kugeln und für die drei Pöller 60 Kartätschen angeschafft mürben.62 * * * ) Am letzten August des Jahres 1683 war man in Linz schon zur Überzeugung gelangt, daß Steyr nicht unmittelbar bedroht sei, was Bürgermeister Schinnerer erfuhr. Er teilte deshalb dem Rate mit, daß man die cingezogenen ledigen Burschen entlassen und die Wachen vermindern könne. Mit Ende September hatten die Verteidigungskosten bereits eine Höhe von rund 7.325 Gulden erreicht.66) Man Inb daher jene Personen ein, die im Burgfricd der Stadt wohnten, aber nicht der Jurisdiktion der Stadt tmterworfen waren, zinsloses Geld für die Verteidigungsaufgaben auf kurze Zeit zur Verfügung zu stellen.61) Versuche des Magistrates, Zuschüsse zu den Vcrteidigungskosten von den Ständen zu bekommen, blieben erfolglos.66) Erft im Mai 1685 gelang es, 800 Gulden ersetzt zu bekommen.66) 61) RP 1683, 116. 62) RP 1683, 117, 118. 63) RP 1683, 135; RP 1684, 69. 61) RP 1683, 130. 85) RP 1684, 69. 66>) RP 1685, 83, 86. 31

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