Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

sowie des Bruder- und Siechenhauses im Betrage von 59.000 Gulden in die Gesellschaft eingebracht. Für diese Gelder mußten an die Stiftungen jährlich 3575 timioen Zinsen entrechtet werden. Da aber das Kammergrasenamt seit dem Jahre 1669 Kapitalsertragszahlungen durch die Hauptgewerkschaft untersagt hatte, mußten die Zinsen ebenfalls aus Mitteln der Stadt au,gebracht werden. Hierzu kamen noch die Tilgungszahlungen für die alten Eisenschulden. Bürgermeister Schinnerer konnte jedoch ausfindig machen, daß die Hauptgewerkschaft schon durch kaiserliche Resolution vom 10. Dezember 1650 verpflichtet worden war, auf jeden Fall die Zinszahlungen für das Kapital der Armenhäuser zu leisten. Dies geschah jedoch nur bis zum Jahre 1665. Unter Bezugnahme auf diese kaiserliche Verfügung beschloß der Rat daher im Juli 1684, energisch beim Kammergrasenamt vorstellig zu werden, damit diese Verpflichtung eingehalten toerbe.21) Im Juli 1678 konnte der Rat zur Kenntnis nehmen, daß Kaiser Leopold der Sradt auf die Dauer eines Dezenniums jährlich 5000 Gulden als Subvention bewilligt hatte, mit der Aufgabe, damit nach und nach die Gläubiger zu befriedigen.22 23 * * ) Schon im Dezember 1676, als Schinnerer vorübergehend den Bürger^ meister im Amte vertrat, teilte er bei einer Vorsprache dem Hofkammerpräsidenten Baron Abele, einem gebürtigen Steyrer, mit, daß „soferne der Kaiser nicht ergabige Hilfsmitl laiste... sei es unmöglich weiter zu Haußen". Wegen dieser Bemühung um die kaiserliche Beihilfe und die Mühewaltung im Gewerkschaftswesen wurden Schinnerer über eigenes Ersuchen vom Rate 1200 Gulden bewilligt.26) In den Jahren 1679 und 1680 wütete in Wien und seiner Umgebung die Pest. Die Steyrer Räte sahen sich daher durch den Bericht des Bürgermeisters veranlaßt, am 9. September 1679 den Stadtschreiber zu beauftragen, eine „Jnfck- tionsordnung" zu verfassen. Als erste Maßnahme, die das Einschleppen dieser furchtbaren Seuche in die Stadt verhindern sollte, verfügte der Rat, den Grafen Lamberg zu ersuchen, an den Landesgrenzen (bei Ramingdorf) Wachen aufzustellen, um den aus den Seuchengebieten Kommenden den Zuzug zu verwehren.2'') Aus Wien flüchteten zahlreiche Personen, unter ihnen die Fürstin Porcia, die mit ihrem gesamten Hofstaat nach Steyr kommen wollte. Stadtschreiber Dr. Raphael Hag wurde deshalb beauftragt, nach Linz zum Landeshauptmanne zu fahren und bei ihm im Namen des Magistrates zu ersuchen, die Stadt von dieser Einquartierung zu verschonen.26) Da die Jnfektionswelle nicht abklingen wollte, schlug Bürgermeister Schinnerer Ende September 1679 den Räten vor, für alle aus „Unterösterreich und anderen verdächtigen Orten" in Steyr ankommenden Personen ein „Kontumazhaus" zu errichten. Überdies solle ein Lazaretthaus erbaut oder ein bestehendes Gebäude angekauft werden, damit Kranke und Krankheitsverdächtige in dieses eingewiesen werden tonnten.26) Man entschied sich für den Ankauf des sogenannten ten „Plauzenhofes" (heute Annaberg 4) um dort das Lazarett einzurichten. Die zum Hofe gehörigen Grundstücke wurden aböerfauft.27 28) Wie notwendig diese Maßnahme war, zeigte sich, als in den Orten der Umgebung Steyrs bereits Mitte Oktober Infektionskrankheiten festgestellt wurden.26) In Dambach nahm eine „verdächtige Krankheit" so große Ausmaße an, so daß man den Bewohnern dieses Ortes verbot, die Stadt zu betreten. Einen Schulmeister aus Ennsdorf, 21) RP 1684, 125. 22) RP 1678, 57. 23) RP 1680, 16. m) RP 1679, 224. -25) RP 1679, 225, 226. 26) RP 1679, 231. 27) RP 1680, 24. 28) RP 1679, 243. 22

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