Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Die Ratsprotokolle erwähnen fünf Söhne und eine Tochter, die der Ehe Schinnerers entflammten.15) 1689 wurde dem Bürgermeister von Kaiser Leopold I. der Titel „kaiserlicher Rat" und das Prädikat „von Schinnern" verliehen. Uber „Anhalten" des (fabelten erreichte den Magistrat ein Befehl des Landeshauptmannes, daß künftig diese Standeserhöhung beachtet und zur Kenntnis genommen werden möge.16) Nach seinem Rücktritt verblieb Schinnerer weiter als „Ratssenior" Mitglied des Inneren Rates. Als solcher nahm er letztmalig am 13. September 1690 an einer Sitzung teil17) Am 25. Oktober des gleichen Jahres starb er im After von 78 Jahren und wurde unter dem Geläute aller Kirchenglocken am Taborfriedhofe zu Grabe getragen.18) Die Zeit der Amtsführung Schinnerers war eine sehr bewegte. Man lebte in ständiger Sorge, daß die in vielen Gebieten des Reiches auftretenden Jnfeklions- krankheiten auch in die Stadt eingeschleppt werden könnten. Besonderen Schrecken erregte auch der Türkeneinfall des Jahres 1683, der für die Bevölkerung einer Stadt, selbst wenn diese nicht unmittelbar bedroht war, eine Beschränkung des Verkehrs, der Gewerbetätigkeit und der Handelsbeziehungen verursachte. Meistens hatte so ein Kriegszug die Vernichtung oder Minderung der Ernten, Zerstörung und Unglück im Gefolge. Wiederholt hatte der Magistrat bei den Regierungsstellen ersucht, den Vermögensstand und die Wirtschaftslage der Stadt zu prüfen und Möglichkeiten zu erwägen, wie der riesige Schuldenstand der Stadt verringert werden könnte. Eine schon im April 1678 von der Regierung in Wien eingesetzte Kommiffion unter dem Vorsitze des Grafen Sprinzenstein, der diesen 1683 an Graf Cavriani abgab, konnte ihre Tätigkeit „wegen anderweitiger Verhinderung" nicht beenden. Schließlich wurden Abt Anselm von Garsten, ein gebürtiger Steyrer, und der Syndikus der oberösterreichischen landesfürstlichen Städte, Georg Buel, zu, „kaiserlichen Deputierten" ernannt.19) Diese begannen im Jahre 1687 ihre Tätigkeit mit der Einsetzung eines eigenen Rechnungskollegiums in Steyr. Den Beamten wurde unter Androhung des Verlustes ihrer Stellung aufgetragen, genaue Rechnung zu legen. Im April 1687 wurde die Kommission durch zehn Ratsherren des Inneren und Äußeren Rates erweitert, die vor den genannten Kommissären ihre Ansicht in allen Belangen des Gemeindewesens kundzutun hatten. Ende Juni 1688 zeigte sich, daß die Schulden der Stadt 286.581 Gulden betrugen.20) Einige hunderttausend Gulden alter Verpflichtungen aus der Beteiligung an der Hauptgewerkschaft und Führung der Eisenhandelsgesellschaft waren überdies vorhanden. Diesen Schulden stand nur ein Guthaben bei der Hauptgewerkschaft aus den Jahren 1674 bis 1685 von rund 154.000 Gulden gegenüber. Im Lause ihrer Tätigkeit verlangten die kaiserlichen Wirtschaftskommissäre über die von ihnen „jüngst gezogene Bilanz" von jedem Ratsmitgliede gesondert und verschlossen ein schriftliches Gutachten, das zuhanden des Garstener Prälaten zu senden war. Bei der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625 hatte der Magistrat neben anderem Kapital auch Stiftungsgelder des Bürgerspitales 15J Wolfs Christoph, Johann Zacharias, Gottlieb, Maximilian Gregor. Die Tochter Maria Clara vermählte sich am 14. 9. 1655. — RP 1664, 37; RP 1665, 116; RP 1678, 23; RP 1681, -163. 16) RP 1689, 120. 17) RP 1690, 145. 18) Matriea mortuorum II, Stadtpfarramt Steyr, S. 459. 19) RP 1687, 51; RP 1681, 178: Am 15. 9. berichtete Schinnerer dem Rate, daß seit 1671 im „Haupt-Schuldbuch" der Stadt keine „ab- vnd Aurschreibung beschehm", weil kein Buchhalter gehalten worden, so aber „nothwendig beschehen müeße". Man beschloß darauf, den Steueramtsschreiber und den Gegensehreiber mit der Führung der Schuldbücher zu beauftragen. 2°) RP 1688, 9. 21

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