Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

augriffspunkte des Rates gegen den Bürgermeister bildeten nach wie vor seine häufige Abwesenheit im Rathause23) und seine große Verschuldung, die nicht zuletzt eine Folge der darniederliegenden Wirtschaft nach dem Dreißigjährigen Kriege war. Außenstände waren kaum einzubringen und es fehlte nicht nur Egger, sondern auch der Bevölkerung an Kapital, um den wirtschaftlichen Verfall aufzuhalten oder gar die Blüte von einst wiederherzustellen. Wohl machte Egger angestrengte Versuche, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. So bot er dem Magistrat seine Pulverstampfe um 130 Gulden 20 Kreuzer Leihkauf an. Um diesen Betrag sollten seine künftigen Landesumlagen gekürzt werden.") Um zu Geld zu kommen, wollte er 1650 auch sein Ennsdorfer Brauhaus dem Hanns Georg Windter verkaufen, doch versagte ihm der Magistrat die Ratifikation des Verkaufes, bis er seine Gefälle an die Stadt bezahlt hätte?") Der Magistrat verlangte von Egger auch die Abrechnung des von ihm verwalteten Pfarrkirchenkapitales. „Da Bei Burgermaister Egger nichts verfangen will"?') gab der Rat am 5. Dezember 1650 den Auftrag, ihn um das der Stadtpfarrkirche gehörige, in seiner Verwahrung befindliche Kapital samt Zinsen einzuklagen. Wenngleich Steyr in dieser Zeit nicht mehr unmittelbar in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges verwickelt war, so hatte es doch weit über sein wirtschaftliches Vermögen an den Lasten desselben mitzutragen. In fast ununterbrochener Folge lagen Truppen im Quartier,2 * * * * * * 32) die erhalten und deren Sonderwünsche berücksichtigt werden mußten?3) Für die Ausrüstung der im Lande liegenden Reiter hatte die Stadt im Mai 1648 anteilmäßig Sättel, Stiefel, Sporen und je Reiter einen halben Monatssold von 6 Gulden 30 Kreuzer aufzubringen.33) Als int September 1648 die Stände beschlossen, zur eventuellen Verteidigung des Landes 1200 Mann anzuwerben, wurde Stenr, ebenso wie Linz, Wels und Freistadt, beauftragt, Magazine zu errichten und von jeder Fatnilie („Feuerstätte") eine gewisse Menge Korn und Hafer als Beitrag einzuheben.33) Die Bürger hatten die Einguartierungskosten für das bei ihnen untergebrachte Militär vorläufig aus eigener Tasche zu tragen, sie verlangten natürlich von der Stadt den Ersatz der ausgelegten Kosten. Erst Mitte 1649 wird erstmalig von einer Herabsetzung der im Lande liegenden Anzahl von Truppen gesprochen.33) Anfangs September 1649 beriet man, woher die Mittel zu nehmen wären, um die schon sechs Tage nicht bezahlte Verpflegung für die in Steyr ftationierten Reiter vom Werth'schen Regiments zu begleichen. Um rasch Geld zu beschaffen, 2S) RP 1650, 154; „Um da sich Herr Egger ain Zeit hero des Burgermaisterambts Verrichtungen genzlichen nichts vdter 9ttmißt: sondern altes auf Herrn Stattrichter schiebt dz, ober dz Burgermaister Ambt Zu gleich neben dein Stattgericht durch aiuen allein zu bedienen all Zu schwöhr... sollen 3men des Raths neben dein Stattschreibeir mit discin vermelden geschicktst werden, dz Er sich des Burgermaister Ambt mit Mehrern Ernst: vd Eifer an nemben... solle." ") RP 1650, 334. 3°) RP 1650, 136. 3’) RP 1650, 374. 32) In Steyr waren anwesend im Dezember 1646 : 2 Offiziere und 203 Knechte zu Fuß (RP 1646, 345); 1648: Kürassiere des Khcvenhüllcrischen Regimentes (RP 1647, 247; RP 1648, 195), Reiter des Papp'schen Regimentes (RP RP 1648, 127), Teile des Ranfftischen Regimentes (RP 1648, 83). Am 18. 8. befanden sich 18 Mann des Tapp'schen Regimentes in beir Stadt, zu denen noch 25 Offiziere und 300 „Khnccht, Weiber vnd Jung" vom Graf Buechhambischen Regiment kamen (RP 1648, 211). i3) Ein Oberstleutnant begehrte im Mai 1649 für seine Frau ein Kleid oder heil Kalcschwagen des Stadtschreibers (RP 1649, 99). 3<) RP 1648, 159. 3=) RP 1648, 261. 3‘) RP 1649, 158. 14

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