Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

wurden Stadtrichter und Stadtschreiber zu einem Arzt geschickt, um ihm ein der Stadt heimgefallenes Haus gegen Barzahlung anzubieten, dessen früherer Eigentümer nicht für die Steuern hatte auffernmen können?') Ratsherr Wernberger, der als stellvertretender Biirgermeister in der Ratssitzung vom 29. ©eptember 1649 präsidierte, klagte, daß er über Ersuchen Eggers, diesen schon seit der Fastenzeit vertrete und das Amt auch „nach aller mägligkhait bedient habe." Weiter führte er aus, daß das Militär nicht länger auf die ihm zustehende und von der Stadt zu liefernde Verpflegung und Fourrage warten wolle. Es hatte gedroht, sich selbst mit „würkhlicher Execution" zu helfen. Man müsse die Bevölkerung aber vor einer Selbsthilfe der Soldateska schützen und wieder einen Weg finden, um zu Geld zu kommen. Wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit erboten sich die Ratsmitglieder Wagendorfer und Hofmann, 240 Gulden aus eigener Tasche vorzuschießen, um das Ärgste abzuwenden. 90 Gulden von dieser Summe wollte man sofort dem Oberstwachtmeistcr Schmer auSfoIgen.37 8 39 * 41 ) Zur Erleichterung der Einquartierungslasten hatte der Kaiser über Vorsprache der Stände verfügt, daß Truppen aus dem Lande ob der Enns abgezogen würden, berichtete Bürgermeister Egger am 4. Jänner 1650 im Rate?') Wegen der fortschreitenden Zerrüttung der städtischen Finanzen sah sich der Magistrat gezwungen, zur Natural-Teilversorgung des in der Stadt liegenden Militärs überzugehen. Am 3. März wurde dem Oberstwachtmeister mitgeteilt, daß ihm künftig die Fourrage (Hafer, Heu und Stroh) für seine Reiter in natura geliefert würde, da die Stadt nicht mehr in der Lage sei, die bisherigen Ablösungsbeträge zu bezahlen. Nur die für die Pferde des Oberstwachtmeisters benötigte Fourrage sollte weiterhin mit Geld abgelöst werden, und zwar der Metzen Hafer (61,487 1) mit 10 Schilling und das Pfund Heu (0,56 kg) mit 6 Kreuzern?") Allerorts mußte im Magistrat gespart werden. Ende Oktober sah sich der Stadtschreibcr sogar gezwungen zu verlangen, daß künftig bei Sitzungen des Stadtrates geheizt werde."') Nach Überwindung bedeutender Schwierigkeiten war am 24. Oktober 1648 der Westfälische Friede zustandegekommen. Dieses bedeutende Ereignis, das ein dreißigjähriges Ringen abschloß, wird in den Ratsprotokollen der Jahre 1648 und 1649 nicht erwähnt. Die Ursache hievon mag gewesen sein, daß ja erst im Frühjahr 1649 in Nürnberg ein Kongreß zusammentrat, der sich mit der Durchführung der Friedensvertragsbestimmungen beschäftigte."') Deshalb konnte der „angesetzte" Bürgermeister Wernberger erst am 2. Juli 1650 im Rate berichten: „der Hl. Friden Schluß ist zu Nürnberg geschlossen, Gott she Ewiges Lob.""3) Ob dieses Ereignisses wurde am 19. September 1650 in der Stadt ein Friedensschießen abgehalten. Bei diesem wirkten die „Schießfreunde" mit, die den Magistrat ersuchten, ihnen ihre Zehrungskosten von 55 Gulden zu ersetzen, da sie beim Feste ihre eigenen Gewehre gebraucht und auch ihr eigenes Pulver verwendet batten."") Da sie iedoch um die „Mahlzeit? übernamb vorhero gebührlicher Massen nicht Ersuecht", bewilligte ihnen der Rat vorerst nur die Hälfte der erbetenen Summe und auch diese nicht in barem Gelde. Sie wurde einfach dem Schühen- mcister und Ratsmitgliede Simon Faistl von dessen noch zu entrichtenden Gefällen abgerechnet. Auf neuerliches Ansuchen, auch die andere Hälfte des verbrauchten Betrages zu ersehen, zeigten sich die Stadtväter gnädiger und willfahr37) RP 1649, 257. 3S) RP 1649, 295. 39) RP 1650, 1. "») RP 1650, 72. 41 i RP 1650, 326. «) LP 4, 208. "3) RP 1650, 205. "") RP 1650, 295. 15

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