Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Dr, Josef Ofner: Das IsiserWe Nrmsturswerk" Ein Beitrag zur Geschichte der Steyrer Waffenerzeugung im 17. u. 18. Jahrhundert Der Dreißigjährige Krieg und die lange Serie der Türkenkriege veranlaßten die österreichischen Landesfürsten, die Armee zu vergrößern und besser auszurüsten.') Schon nach dem zweiten Gencralat Wallensteins (1634), als Kaiser Ferdinand II. (1619—1637) die einem Obristen zugehörigen Regimenter durch eigene Truppen ersetztes) stieg der Bedarf an Armaturen3) von Jahr zu Jahr. Da die Waffenlieferungen aus Nürnberg und Suhl4) sehr kostspielig waren und nicht selten durch Kriegshandlungen unterbunden wurden, sollten im eigenen Lande neue Armaturwerkstätten errichtet werden. Es war naheliegend, auch Steyr, wo Schießwaffcn schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts in größeren Mengen erzeugt worden waren/) wieder in die Waffenproduktion einzubeziehen. Es wurde vorgeschlagcn, zur Einführung der Rohrhandlung 6000 Gulden vorzustrecken und 30 Fachleute aus Suhl kommen zu lassen. Die Innerberger Hauptgewerkschaft sollte das Rohrcisen liefern. Durch ein Spezial-Privilegium wollte man der Werkstätte, die monatlich 200 Büchsenrohre und Musketen hätte produzieren sollen, das Monopol der Waf- senerzeugung sichern/) Im Jahre 1632 kam im Steyrer Stadtrat die Errichtung einer Rohrhandlung zur Sprache, doch unterblieb eine entsprechende Beschlußfassung/) Am 29. Jänner 1633 verlangte die Jnnerösterrcichiscbe Hofkammer in Graz im Aufträge des Kaisers vom Kammergrafen Erhard Wilhelm v. Claffcnau einen ausführlichen Bericht, wie durch die Innerberger Hauptgewerkschaft die Aufbringung von Kriegsrüstungen „in Schwung" gebracht werden könnte/) In den Stebrer Archivalien findet sich kein Vermerk über die Erledigung dieser Angelegenheit. Wir wissen nur, daß der Gewerkschaits-Obervorgcher in diesem Jahre beim Magistrat die Errichtung von Musketen-Werkstätten beantragte/) Die Stadtobrigkeit von Steyr, die damals mit überaus großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, dürfte jedoch mit der Aufnahme der Waffenerzeugung, die neue Auslagen verursacht hätte, nicht einverstanden gewesen sein. Es wurde auch vorderhand die-* 2 3 4 A b k ü r z u n g e n : F. — Faszikel, K, — Kasten, L. = Lade, RP = RatZprotokoll, Stapr. = Stadtgerichtsprotokoll, HKA. — Hofkammerarchio, LA — Landesarchiv, VKSt. = Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. Die ohne Ortsangabe angeführten Archivalien befinden sich im Archiv der Stadt Steyr. ') Noch im Jahre 1642 wurden in Steyr die Rekruten nur mit einer Seitenwehr ausgerüstet. RP 1642, 153. 2) E. E. Helbling, Österreichische Verfassungs- u. Decwaltnngsgeschichte! (1956), S. 245 f. —• Mayer-Kaindl-Pirchegger, Geschichte n. Kulturleben Österreichs. 33b. 2 (1960), S. 133. — A. Luschin v. Gbengreuth, Grundriß der österreichischen Rcichs- geschichte (1918), S. 294. 3) lat. arma — Gerät, Werkzeug, Kriegsgerüt, Waffen, Rüstung. 4) Suhl in Thüringen. —- W. Krenn, Stevr als Mittelpunkt des oberösterreichischen Eisenwcsens von den Anfängen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Phil. Dissertation Graz, Maschinschrift (1951), S. 103. 5) Dgl. I. Ofner, Die Gesellschaft der Rohr- u. Büchsenhandlung in Steyr. VKSt. Heft 22 (Oktober 1961). S. 30^-44. ‘5 233. Krenn, a. a. O., S. 103. 7) RP v. 22. 3. 1632. Bd. 47, fol. 36. 8) F. Innerberger Hauptgewerkschaft, K. IV, L. 25, Nr. 123: „I. O. Hofkammer Befehl an ihr Gnaden Herrn Kammergrafen De dato 29. Jänner 1633". Abschrift. ’) F. X. Pritz, Beschreibung u. Geschichte der Stadt Steher (1837), S. 33. 50

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