Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Am 29. August hatte Oberst Böbei in Begleitung des Oberstleutnants Tegoß die Stadt besucht, um vom Magistrate 500 Taler zu verlangen. Da Böbel sagte, wenn er diese Summe nicht bekäme, würde er mehr Militär in die Stadt legen, beeilte sich der Magistrat zu versichern, daß er zahlen wolle. Der Bauernkrieg ging weiter, doch berührte er die Stadt nicht mehr unmittelbar.") Mit einer Biste des Schadens, den die Bauern angerichtet hatten, und dem Verzeichnis „etlicher Rebellen" reisten Bürgermeister Mahr und der Rentmeister des Schlosses nach Binz zum Statthalter. Die in der Biste Verzeichnctcn wurden dann später aus ihren Häusern geholt und gefangen genommen.45) Den Viertelmeistern wurde am 18. September ein Befehl zugeschickt, den sie in ihren Vierteln zu verlesen hatten. Der Inhalt lautete dahin, daß künftig kein Steyrer ohne Erlaubnis des Bürgermeisters verreisen und kein Fremder beherbergt werden durfte, ohne dies vorher dem Stadtrichter angezeigt zu haben. Weiters war es untersagt, Schimpfreden zu halten und es mußte sorgsam darauf geachtet werden, daß keine Feuersbrünste entstünden. Über die bewohnten und unbewohnten Häuser sei ein Verzeichnis anzulegen, ein solches wurde sogar über jene Steyrer gefordert, die schon ihren Abschied45) hatten und sich noch in der Stadt aufhielten.47) Der von den Bauern in Gleink und Garsten geplünderte Wein, der von den Wirten in der Stadt für die Bauern ausgeschenkt wurde,45) hatte den Klöstern am 22. September erseht zu werden. Als Bürgermeister Mahr am 12. Oktober 1626 feststellen ließ, wieviel Wein noch in der Stadt vorhanden wäre, konnten nur mehr 500 Eimer (28.300 Siter) des edlen Traubensaftes gezählt werden.4') Die anderen Mengen waren „denen Soldaten und den rebellischen Bauern durch den Hals zerrinnen." In der Wohnung des Stadtschreibers Sonnenwald, der in diesen Tagen als ..angesetzter" Bürgermeister amtierte, fand am 7. Oktober 1626, eine Ratssitzung statt, an der fünf Ratsherren teilnahmen. Es mußte über eine Forderung von Geld und Hafer durch das kaiserliche Kriegsvolk beraten werden. Die Antwort lautete, daß es unmöglich sei, jetzt weitere Summen für diesen Zweck aufzubringen. Steyr sei durch das „alhie liegende Kricgsvolk Zum aller Höchsten beschwürt.* 4 5") Vikare und Ordenspredigcr suchten um Hilfe an. worüber auch am 8. Oktober der Rat unter Vorsitz Sonnenwalds tagte. ..Ob wol die noht vnd gelts mangl . . . also groß das man auch die geringisten unvermeidlichen täglichen Ausgaben nit bestreiten mag", soll das Steueramt den Bittstellern nach und nach 100 Gulden aeben, wurde entschieden. ..Damit will der Rat seinen zum Helfen geneigten Willen zeigen, erklärte man.5') Zahlreiche Ansuchen um Hilte ergingen an den Magistrat, der nicht wußte, wo er das notwendige Geld beschaffen sollte. Auf eine Bittschrift des deutschen ") LV 6, 72 ff. ") RP 1626, 46; LV 2, 69. 4‘) Der „Abschied" war ein Führungszeugnis. Er sollte dem Inhaber das Fortkommen in der Fremde ermöglichen. 47) LV 2, 270; LV 6, 72. 4S) Es waren die Gastwirte Himmelbergcr, Gstöttncr, Wustenhofer u. a., die den Wein „ausgelcnth gebt" hatten. 4') LV 6, 70. 50) RP 1626, 46. 5') RP 1626, 47, 50. 33

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