Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

nützMg durch die Stadt als Entschädigung für die Baukosten zu gelten hätte. Weiters gab ihnen der Rat am 9. Juli 400 Gulden als Unterhalthilfe?-) Auch der Garstener Abt wollte, wie Bürgermeister Mayer am gleichen Tage den Räten mitteilte, wegen der schon öfters angcmahnt gewesenen Klosterabrechnungen nach Steyr kommen.") Die Kapuziner waren im Monate März sehr rührig und veranlaßten die Insassen der Armenhäuser und des Spitales der katholischen Religion beizutreten. Zwei widerstrebende Ehepaare wurden in das Spital nach St. Peter in Niederösterreich gebracht, wo die Gegenreformation noch nicht so energisch ge- handhabt wurde.") Unterschrift des Bürgermeisters Johann Mayr (1630) Der Tag, an dem sich die Bevölkerung für Auswanderung oder Verbleiben in der Heimat und Annahme der katholischen Religion erklären sollte, rückte näher. Um verzweifelten Aktionen der Protestanten vorzubeugen, verfügte der Statthalter am 26. März, daß die Waffen in allen Orten des Landes abzuliefern wären.") Am 8. April hatten die Bürger im Rathause zu erscheinen und ihre endgültige Stellungnahme in schriftlicher Form abzugeben. Denen, die sich für die katholische Religion entschieden, wurden sofort die Soldaten ausquartiert, in, die Häuser der Protestanten wurde Militär gelegt, „was Platz hatte". So berichtet Zetl, daß in kleinere Häuser zehn bis zwanzig und in die „fürnehmben Heusser" einhundert bis zweihundert Mann einquartiert wurden.") Was dies für die Eigentümer bedeutete, kann man ermessen, wenn man sich über die moralischen Qualitäten der Waffenträger dieser Zeit Gedanken macht. Die weitere Durchführung der Gegenreformation unterbrach jedoch der furchtbare Bauernaufstand. Besatzung, Mißernten und Münzverschlechterung hatten die wirtschaftlichen Grundlagen im ganzen Lande zerstört. Besonders Steyr wurde in seinem Lebensnerv, dem Handel, schwerstens getroffen. Diese Situation war auch dem Statthalter bekannt, der in seinem Berichte an den Kaiser und den bayrischen Kurfürsten sagte: „Der Bürger und vorzüglich der Bauer muß neben den gewöhnlichen Steuern seit mehreren Jahren Kriegsrüstung, Musterplätze und Durchzüge aushalten, ein monatliches Garnisonsgeld zahlen und er ist in seinem Vermögen zugrunde gerichtet, daß man augenscheinlich verspürt, daß er es nicht mehr ausstehen fann." Er schlug vor, die Besatzungstruppen zu vermindern, doch müsse dies mit Bcdachtnahme auf die Sicherheit geschehen, da man noch immer „leichtsinnige und rebellische Reden" hören könne.") Während Herberstorf mit der Abrüstung verschiedener Truppenteile beschäftigt war, brach am 17. Mai der große Bauernaufstand aus, dessen Ursachen vor allem in der despotischen Strenge Herberftorfs bei Durchführung der Gegen- ») RP 1625, 170. «) RP 1626, 14. «) LV 6, 46; LV 2, 256. ") LV 6, 40, 41. ") LV 6, 47 ff. ”) LV 21, 235. 26

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