Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

Don einem „Paurnspil" der Steyrer Messerer, 1577 von „Messerer Comedien", 1590 von einem „Raisitanz" der Messerer und 1590 von einem Spiel der Steyrer Kürschnergesellen „mit Schlachtschwerdern undt Pannzerhembenden". 1669 erhielten Steyrer „Büerger und Burgerskhinder" die Bewilligung, zum Jahrmarkt in der großen Stube des Hirschenhauses (an der Stelle des heutigen Kreisgerichtes) Komödie spielen zu dürfen. Mit dem Auftreten der englischen, italienischen und deutschen Wandertruppen, das für Linz ab 1600 nachgewiesen ist, beginnt auch auf Steyrer Boden das Berufs- schauspielertum Fuß zu fassen. Manche Truppen, die Linz, insbesondere zur Zeit der großen Oster- und Bartholomäimärkte, besuchten, werden auch in Steyr gespielt haben. Das erste Zeugnis für das Auftreten einer solchen Wandertruppe in Steyr stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts; nach den Ratsprotokollen wurden im Jahre 1651, also kurz nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, „Deutsche Co- mcbianten", die „verwichenen Steyrer Markht" gespielt hatten, mit der Bitte um neuerliche Spielerlaubnis im Hinblick auf die Lage der Stadt, die nicht danach beschaffen sei, daß man sich mit Komödien erlustigen solle, abgewiesen. 1701 spielt in Steyr die Truppe des Ferdinand Egidi Pauli, dem von der Stadt 6 fl. angewiesen werden. 1714 ftnden wir den berühmten Hanswurstdarsteller Gottfried Prehauser, der 1722 in Linz aufgetreten war, mit seiner Truppe in Steyr. Hier vereinigte er sich mit der Truppe der Prinzipalin Elisabeth Steinmetz, mit der er am Ostermarkt 1724 in Linz spielte. 1739 bittet der Komödiant Carl Josef Nachtigall um Bewilligung, in Steyr ein geistliches Spiel aufführcn zu dürfen, doch bedeutet ihm der Magistrat, daß er ihm keine Gratifikation anweisen könne und daß er daher „sein glickh weither zu suechen" habe. 1745 weilte vielleicht die Truppe Arth in Steyr; die Tochter ihres Prinzipals, Eleonore Arth (in), die spätere Besitzerin des Wiener Freihaustheaters und Gemahlin des berühmten Schauspieldirektors Schikaneder, ist in diesem Jahre in Steyr geboren. Die seltsamste aller dieser Wandertruppen, die in diesen Jahrzehnten nach Steyr kamen, war die Truppe des Prinzipals Felix Berner (1738 bis 1787). Berners 1758 gegründete „Junge Schauspieler-Gesellschaft" war die berühmteste der im 18. Jahrhundert beliebten Kindertruppen. Berner bereiste mit ihr halb Deutschland, Österreich-Ungarn und die Schweiz und errang mit seinen Balletten große Erfolge, führte aber auch Opern, Singspiele, Lustspiele und klassische Schauspiele, wie „Emi- lia Galotti", „Hamlet", „Die Räuber", „Kabale und Liebe" auf, in denen die Hauptrollen von fünf- bis neunjährigen Kindern gespielt wurden. 1777 spielte Berner in Steyr in einer Spielhütte im Hof der Militärkaserne, dem bereits erwähnten Hirschenhaus am Stadtplatz. Auch auf seiner zweiten großen Gastspielreise durch das Land ob der Enns besuchte Berner 1784 Steyr wieder. Von diesem zweiten Gastspiel ist noch die Ankündigung einer Festvorstellung am 20. Dezember 1784 erhalten, bei der nach einer Dankrede von den jugendlichen Schauspielern zwei Ballette, ein Schauspiel und eine Oper gegeben wurden. Der wortreiche Theaterzettel in Rotdruck, der die Vorstellung sämtlichen „hochgeneigten Gönnern des Theaters der preiswürdigsten Stadt Steyr" widmet, ist der älteste der reichen Theaterzettelsammlung des Steyrer Museums. Aus dem Spielgesuch Berners von 1777 erfahren wir auch, wo die fahrenden Truppen — vorwiegend zu Jahrmarktszeiten — in Steyr spielten. Ihr Spielplatz war — wie damals allgemein — eine einfache Bretterhütte, die jede Truppe auf eigene Kosten am Stadtplatz aufzuschlagen hatte. Auch Berner wurde wegen der Feuergefährlichkeit der Vorstellungen vom Steyrer Magistrat „der Orth hierzue auf den (Stadt) blaz, wo die sogenanthe Kreuzer Spill Hütten sonst gestandten, 6 Klaff- ter lang benennet". Erst über Entscheidung der Linzer Landesregierung erhielt er den günstigeren Kasernhof zugewiesen. Die „Kreuzerspielhütte" hatte ihren Namen von dem Eintrittsgeld auf den billigsten Platz, das einen Kreuzer betrug. Auch Linz hat noch bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts neben dem Stadt- und Landestheater solche Kreuzerhütten als Sommerbühnen besessen, von denen die erste nach älteren Berichten 1777 von Johann Böckl aus Steyr erbaut wurde. 38

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