Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 16, Dezember 1956

Wolfs,lang Nninpcl Eine der ältesten in Steijr bekannten Darstellungen des heiligen Leopold befindet sich auf einem spätgotischen marmornen Relief, das gegenüber der Margaretenkapelle, am Vorsprung zur Bodentreppe der Stadtpfarrkirche, eingemauert ist.1) Unter der Figur des Heiligen sicht man ein Wappen, dessen obere Hälfte ein Einhorn zeigt und dessen untere Hälfte leer ist. Dieses Wappen ist das des in Steyr schon int Jahre 1500 genannten Ratsbürgers Wolffgang Rumpel, der 1516, 1517 und 1520 Stadtrichter und 1529 bis 1530 Bürgermeister der Stadt war. Er entsproß der zweiten Ehe des 1440 in Steyr bezeugten Bürgers Jakob Rumpel mit Margaretha Grientaller?) Rumpel besaß eines der beiden schönen gotischen Hüu- icc3), die beim Neubau des jetzigen Sparkassengebäudes zu Beginn unseres Jahrhunderts abgetragen wurden. In den Sechzigcrjahren des vorigen Jahrhunderts, als sich in diesem Hanse der Wirt „Zum weißen Adler" etabliert gehabt hatte, war der Dichter Adalbert Stifter ein häufiger Besucher dieser Gaststätte. Auch Rumpels Amtszeit war von Sorgen um den Bestand der Stadt erfüllt, da im August 1529 Sultan Soliman mit seinen Türkenscharen neuerlich in Österreich eingefallen war. Der Landesfürst gab Befehl, an die Enns zu ziehen und dem Feinde dort, zusammen mit anderen Aufgeboten, den Übergang zu wehren bis Entsatz käme. Die Bürger wurden ausgerufen und unter Befehl des Stadthauptmanncs Koloman Dorninger 120 Mann aufgeboten. Um das Aufgebot der Stadt zu verstärken, erbaten sich Bürgermeister und Rat von Hieronymus Haider aus Dorf an der Enns noch 40 Gerüstete, die von diesem, Steyr freundlich gesinnten Nachbarn, auch gestellt wurden. In Steyr herrschtegroßeAngst vor denTürken, da eine etwa 3000 Mann starke feindliche StrcifscharunterPascha Oglam Michael schon in der Umgebung angelangt war und dort furchtbar hauste. Der Chronist berichtet, „die Gefangenen*) Spätgotisches Relies des hl. Leopold, unten Wappen der Familie Rnmpcl und Inschrift: „S. Leopolde oro bro nobis". *) L.V. 1, S. 44 ff. Dieses Relief war ein „Altar Staffel", ein Teil des Altarausbaues des Prandstetterschen Altares in der Leopolds-Kapelle. -’) L.V. 1, S. 259. — 3) Jetzt Stadtplatz 20 — Berggasse 37. 24

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