Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 16, Dezember 1956

Hieronymus Zuvernumb (Hieronymus Zuvernumb') Jheronimus Zumbherumb") 3umemm3).) Im Jahre 1493 war in Melk ein Bürger namens Wolffgang Zuvernumb ansässig?) Es läßt sich nicht beweisen, daß Vorgenannter der Vater des Steyrer Bürgermeisters war, doch ist es sehr wahrscheinlich, da der Familienname Zuver- numb sehr selten vorkommt. Hieronymus Zuvernumb war 1512 Ratsbürger, 1521 Stadtrichter und in den Jahren 1522—1523, 1527—1528 und 1531—1536 Bürgermeister in Steyr?) Seine Amtszeit war reich an Widerwärtigkeiten, deren Ursachen vor allem in den Religionsstreitigkeiten und den Türkenkriegen lagen. Wie seine Vorgänger im Amte war auch Zuvernumb ein sehr vermögender Mann. Er war in der Lage, im Jahre 1526 mit anderen Steyrer Bürgern und dem Abte von Garsten, der Gattin des Erzherzogs Ferdinand, Königin Anna, Geld zu leihen?) In der Stadt betrieb er einen Handel mit Venediger Waren, in der Dogenstadt besaß er eine Faktorei, die vom Bruder seiner ersten Frau, Erasmus Matts- perger (auch Mätschperger)7) geleitet wurde?) Auf einem seiner Ritte nach Venedig stürzte, ohne ersichtlichen Grund, sein Pferd bei den „Stadeln in der Schönau" nieder. Diesen Sturz hielt Zuvernumb für das Zeichen eines kommenden Unglückes. Er kehrte nach Steyr zurück und ließ aus tiefer Frömmigkeit an dieser Stelle ein Kreuz setzen. Erst nachdem dieses errichtet worden war, stieg er wieder in den Sattel, um seine geplante Reise zu unternehmen?) Im ersten Amtsjahre des Bürgermeisters, 1522, brach am 18. März im Stadtbad (heute Stadtplatz 37) ein Feuer aus, das, durch einen starken Wind begünstigt, alle umliegenden Häuser in Brand setzte und schließlich auch auf die seit 1443 im Bau befindliche und fast fertiggestellte Stadtpfarrkirche übergriff. Diese furchtbare Feuersbrunst vernichtete 55 Häuser, 5 Stadttürme, 2 Stadttore, die St.-Gilgen- Bastei und die Ennsbastei, einen großen Teil der Stadttvehren, das Dominikanerkloster und den Pfarrhof. Da die Stadtpfarrkirche sich noch im Bauzustand befand, fing vorerst das Holzgerüst Feuer und setzte dann das Schindeldach der Kirche in Brand. Unersetzliche Kunstwerte gingen verloren: alte Epitaphia, Gemälde, Fenster, ein kunstvoll geschnitzter Predigtstuhl und schließlich auch die mit großen Kosten angeschafften Glocken.'") Im Hinblick ans die sich bereits abzeichnende Gefahr eines neuerlichen Türkeneinsalles berief Erzherzog Ferdinand im Februar 1523 eine Sitzung bei Landeshauptmann Polheim ein, bei welcher die Organisation des Widerstandes beraten werden sollte. Der Bürgermeister würbe eingeladen, einen Bevollmächtigten zu delegieren.") Im September 1527 befahl die Regierung ein Verfahren") gegen verhaftete Wiedertäufer") einzuleiten und erteilte den Steyrern mit anderen Delegierten das ') L.V. 1, S. 275 —• 2) Schreibweise des Rameus im Testament vom 28. 3. 1547 (St.A., K. XI, L. 16) und am Grabstein. s) L.V. 1, S. 276. — 4) L.V. 1, S. 275. — 5) L.V. 2 S. 383, 386. 6) L.V. 1, S. 230 — 7) Schreibweise im Testamente Zuvernumbs 8) L.V. 8. S. 95, 96. — 9) L V. 1, S. 275. — '") L.V. 1, S. 218. ") Milit. A., K. XI, L. 38, Nr 2092. '-) L.V. 1, S. 234. '*) Diese Sekte bildete sich aus früheren Anhängern Luthers und tauchte nach dem Be- ginn der Reformation auf. Ihren Namen erhielten sie von ihrer Behauptung, daß die Kindertaufe ein Werk des Teufels sei und daher die Erwachsenen nochmals getauft werden müßten. Sie forderten weiters Gleichheit und Freiheit; ihre Obrigkeit sollten ihre Lehrer sein. — Die Wiedertäufer unter ihrem Anführer Thomas Münzer „wollten nicht nur ein religiöses, sondern auch ein soziales Problem verwirklichen..(L.V. 7, Seite 25.) 15

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2