Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

Michael Wn Bürgermeister der Stadt Steyr 1595-1597 Dr. Erlefried Krobath Schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte in Steyr ganz intensiv die Reformation ein1). Die protestantische Bewegung hatte sich in den Städten und am offenen Lande rasch verbreitet. Stürmisch verlangten die Bekenner der neuen Lehre die Anerkennung der Glaubensfreiheit. Am 7. Dezember 1568 billigte Kaiser Maximilian II. die freie Religionsausübung nur den adeligen Ständen und deren Untertanen zu'st, nicht jedoch den Bürgern landesfürstlicher Städte und den Bauern. Im Glauben an den Sieg ihrer Sache hatten sich jedoch auch die sieben Städte des Landes ob der Enns und viele Bauern dem Protestantismus zugewandt, den sie mit einer Hartnäckigkeit verteidigten, wie sie sonst in keiner anderen Provinz des Reiches zu verzeichnen war. Beim Tode Maximilians im Jahre 1576 waren Bauern, Bürger und Landstände in ihrer großen Mehrheit der neuen Lehre ergeben. Rudolf II. wollte die praktische Glaubensfreiheit, wie sie unter seinem Vorgänger, und früher auch unter Ferdinand I. bestanden hatte, aufheben. Die Bauern erhoben sich nunmehr gegen ihre Herren; die allgemeine Bewaffnung wegen der Furcht vor den Türken gab ihnen dazu Gelegenheif. Zum Unmut über die Unfreiheit des religiösen Bekenntnisses gesellte sich vor allem auch die wirtschaftliche Belastung durch eine Steigerung der Abgaben an die Grund- herrschaftenst. Auch die Abgaben, die vom Kaiser wegen des Türkenkrieges, der 1593 ausbrach, ausgeschrieben wurden, erregten die bäuerlichen Kreise. Es kam zum zweiten Bauernkrieg, der am 10. 5. 1594 in St. Peter am Wimberg losbrach und sich vorerst gegen die Vertreter des Katholizismus wandte. Am 17. Oktober desselben Jahres gab der Landeshauptmann Hans Jakob Löbl Freiherr auf Greinburg, ein dem Katholizismus bedingungslos ergebener Mann, den Steyrern den Auftrag, Musterungen abzuhalten, die Stadt in den Verteidigungszustand zu fetzen und dem Kaiser die Treue zu wahren. Aus dem Mühlviertel griff der Aufstand auf das Hausruckoiertel über. Nach kurzer Atempause, um die Antwort auf eine Beschwerde an den Kaiser abzuwarten, brach am 6. April 1596 ein allgemeiner Aufstand los, dessen letzter Teil sich 1597 im Traunviertel, in der Umgebung Steyrs, abspielte. In Gegenwart kaiserlicher Kommissare wurde Michael Aidn im Jahre 1595 zum Bürgermeister Steyrs gewähltst. Die Amtszeit dieses Oberhauptes der Stadt fällt in den Zeitabschnitt, da sich die Bürger vor die Wahrscheinlichkeit eines Ringens um ihr damals protestantisches Glaubensbekenntnis versetzt sahenst. Aidn war ein dem Protestantismus von ganzem Herzen ergebener Mann. Sicher hat der gleichgesinnte Rat der Stadt, als er an die Wahl schritt, einen Bürger an die Spitze gestellt, auf den er sich in einer Zeit, die durch den Kamps der bisherigen kirchlichen Gewalten mit der neuen Glaubenslehre gekennzeichnet war, verlassen konnte. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Steyr als weithin bekannte Handelsstadt tüchtigen und aufstrebenden Menschen bot, mögen Michael Aidn bewogen haben, schon in jungen Jahren nach Steyr zu ziehen. Er wurde tim Jahre 1536 in Freistadt als Sohn des Antoni Aidn, der 1587 und 1546 in diesem Orte die Stadtrichterwürde bekleidete, geborenst. In Steyr widmete . 35

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