Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

Römischer Stechschlüssel und römisches Rasiermesser aus Eisen s Links und rechts römische Fischgabeln- in der Mitte eine Fischgabel von Reute, von einem Fischdlev stammend Sogar eiserne Rasiermesser wurden aus der Erde geholt! Sie beweisen, daß der Römer oder Kelte genau so geplagt war wie die Männer von heute! Wenn es bei einer Nachschau auf dem Salzberg oben spät geworden war, wenn der Hausherr vielleicht zuviel vom vinum bvnum getrunken hatte, der in Amphoren über Wels aus dem sonnigen Süden bis in den weltfernen Erdenwinkel gefunden hatte, wenn er dann seinen Stechfchlüfsel herauszog und die Haustüre öffnen wollte, so mag ihm ein nicht gerade freundlicher Empfang der domina zuteil geworden sein! Die chemische Untersuchung des römischen Eisens ergab das überraschende Ergebnis, daß die Hallstatt zunächst gelegenen Eisenerzlagerstätten — die Teltschen bei Bad Aussee und die Reinfalzalm bei Jschl-Pernegg — nicht verwendet wurden. Auch der steirische Erzberg muß ausscheiden. So liegt über der Geschichte jenes Metalls, das heute die Weltherrschaft inne hat, noch viel Dunkel. Bereits viel früher, so um 800 v. Ehr., wird Eisen von den Bergleuten der Hallstattzeit benützt. Zuerst ist es selten, dann erobert es sich als Werkstoff die damalige Welt. Darüber soll ein anderes Mal berichtet werden. Heute steht mitten im römischen Grunde die Talstation der auf den Salzberg führenden Seilbahn. Aus Eisen sind die Stützen, aus Eisen die starken Seile, aus Eisen die Trommeln, die Maschinen. Eisen wird hinaufbefördert, gelangt in die Grube. Unter der Station liegen im Erdboden Scherben von Terra sigillata, Scherben feinen kölnischen Glases, Bruchstücke von Eisen, Eisenschlacken. Rund eintausendneunhundert Jahre berühren sich hier, die Reste einer versunkenen Kultur, die Zeugen heutiger Arbeit. Unaufhörlich, unaufhaltsam dreht sich das Zeitenrad ... 34

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