Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

Kindheit Christi in geschmeltzter Arbeit kostbahr gezierten Laub - Werck / und angenemb sich außbreiten eine Kupferne fein vergolde Straalen .. Wie rasch die Kunde von dem „Christkindl im Baume" selbst in entfernte Länder gedrungen war, läßt sich aus folgenden Sätzen erkennen, in denen der Autor den eigentlichen Bericht wiederum in typisch barocke Weitschweifigkeit und Bildexsucht einkleidet: „Die Prediger vergleichen die grosse Eyfferer der Ehr GOttes einen aufgezognen / und lauffenden BratteOH: dann gleichwie difer nimmermehr stillstehet / sondern immerzu lauffet / murret und schnurret / biß das Gewicht aufstehet / oder abgehoben wird / also bemühen auch sie sich allerzeit nimmermehr stillzustehen / sondern ohne unterlaß in dem guten sortzulauffen / zu reden / zu anten alles / was sie vermeinen nicht recht/ oder wider Gott zu seyn. Solche geistliche Bratter waren fürwahr gleich in der ersten Blühe unsers hervor wachsenden Lebens - Baum vil Andächtige Seelen / auch auß unterschidlichen Ländern / als Unter-Oesterreich / Steyr- marck / Bayrn / Saltzburg 1 Italien / Mähren / Crain und deren mehr / insonderheit aber die Jnnwohner Hoh- und Nidern Stands der Löbl. Stadt Steyer / dero Gewicht der preyßwürdigen Andacht zu dem liebreichsten Gnaden-Kindl in so Höchen Grad gestigen / daß in dem Jahr kein Monat / in dem Monat kein Wochen / in der Wochen kein Tag / in dem Tag mehrmalen kein Stund / so wohl bei widerigen / als annemblihen Aspect deß Himmels zu zählen wäre / in welchen dise Eyfferer nicht lauffeten unter dem heylsamen Schatten unsers geistlichen Lebens - Baum / dem anmüthigsten JEjjus-Kindl ihre Anligenheiten durch silberne und gemahlne Opffer - Tasten vorzustellen / und durch ein S). Opffer seine allmögende Göttliche Hülff zu gewinnen; dahero in wenig Jahren gegen 400. silberne und etlich 1000. gemahlne Opffer - Tafeln sich einfindeten / auch unterschidlicher mahlen in einer Wochen / wohl auch ein und andern Tags auf 20. biß 30. fl. das Opffer hinaufgelofsen; dise respective grosse und jedermann bekannte Ertragnus entzündete in denen Gottseeligen Gemüthern ein feuriges Verlangen / von dem verehrten Geld dem Göttlichen Kind ein gebührende Wohnung oder Kirchen aufzufllhren". Darüber nun begannen, wie es weiter heißt, die „geistlichen Bratter" an, darüber „also lauth zu murren und zu schnurren", daß der Schall hievon zu den entsprechenden Ohren dringen mußte, aber gerade als die „Rädl dero Eyffer" im Lauf begriffen waren, steckten die Wirren der Zeit „in die Unruhe ein Feuerlein hinein", so daß der „Laufs des Bratters" gehemmt wurde: Der Trubel des Spanischen Erbfolgekrieges griff auch auf das Land ob der Enns über. „Dann wir schreibeten eben die Jahr 1701. 1702. 1703. in welchen Maximilian Emanuel der gewesene Churfürst in Bayrn sich mit denen 15000 unter dem Marschall Villars stehenden / und mit grosser Mühe durch den Schwartz- Wald / und Kintzinger - Thal durchgetrungenen Frantzösischen Truppen / und nachgehends mit dem Marschall Tallard conjungiret / und sich nicht allein oiler considerablen Städt / als da seyn Vlm / Augspurg / Kempten / Passau / Neuburg / Regenspurg / sondern auch der Graffschafft Tyrol sich bemächtiget / und in Ober - Oesterreich ein gleiches intendirte." Infolge dieser Wirren war nicht daran zu denken, einen Kirchenbau aufzuführen. Die Wallfahrer mußten in dieser Zeit mit einer „schlechten Hütten" zufrieden sein. Steyr und die Umgebung der Stadt wurden im Jahre 1703 in Alarmzustand versetzt, da man befürchtete, daß die mit den Franzosen verbündeten Bayern das ganze Land überschwemmen würden, nachdem General Schlick die Stadt Ried mit 16.000 Mann erobert hatte. Abt Anselm von Garsten selbst, der damals Landschaftsverordneter war, wurde von den Ständen iü Linz auf- gefvrdert, für den Ausbau der Befestigungen an der Enns Sorge zu tragen. Der Abt schickte seinen Hofrichter Adalbert Eitelberger mit den zwei angekommenen Linzer Kommissären am 12. Juni zur Inspektion des Ennsufers 26

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