Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

Baumbs ein Loch außgehohlet / und dasselbige mit angezognen Bild der Freundschafft Christi zu verehren hineingesetzt; worüber ihme sein schwäver Zustand vor ein- und allemal verlassen. Ob er Sertl schon der Meinung wäre / dise Andacht in höchster Geheimb zu üben / so machete doch Gott / das auch andere von Steyer / und anderer Orthen dardurch innerlich entzündet / und in gleiche Andachts - Hebung angeflammet wurden / und difes zwar auch bald Anfangs / als noch das Bild der Freundschafft Christi allein gewesen / nach Auhstellung des Waxenen Kinds aber hat gleich ein mehrerer Zugang sich von selbsten gezeiget / welcher täglich zugenommen / wie in nachfolgenden vollkommener zuersehen seyn wird". Dies ist die Geschichte von Ferdinand Sertl, Thurnermeister in Steyr, der sich erst ein Bild der Dreifaltigkeit und hierauf 'eine Wachsfigur des Jejukindes, das ihm Schwestern vom Cölestinerinnenorden in Steyr geschenkt hatten, um vor ihnen in einer abgeschiedenen Gegend, an der Arbeitsstätte des Abdeckers, feine private Andacht zu verrichten. Den Bericht von dem allmählichen Bekanntwerden des Gnadenortes bereichert Pater Ambros mit folgender sonderbaren Geschichte; deren Wortlaut — nach einer Betrachtung der Barmherzigkeit Gottes und der Menschwerdung, wodurch auch der ärgste Sünder vor der ewigen Verdammnis bewahrt werde — ist: „Und gebrauche vor eine Prob einig und allein die wunderbahre und Gnaden- volle Entdeckung / oder (also zu reden) öffentliche Auhkündigung unsers Baum deß Lebens / welche laut dem von Herrn Raphael von Haagen edlen zu Freyen-Thurn / beeden Rechten Dotier, Kayserl. Com. Palatin?) und deß Closters Garsten dazumahlen Hoffrichter Gottseeliger Gedächtnus Anno 1699 in dem 21. May aufgerichten Eydlich außgesagten GeschichtsInstruments, solcher gestalten geschehen. Es ligeten im angejognen10) 1699. Jahr Soldaten unterm Hoch - Gräfl. Ernst Rudiuger Starnbergifchen Regiment zu Fuß / und Leib - Compagnie zu Steyer in Quartier; unter andern schreibete sich einer Bernhard Mönich / seines Alters in dem 49. Jahr / Lutherischer Religion disem kommete öffters in dem Traum vor ein kleines Christ - Kindl / und ob es ihm schon von dem dicken Schlaff seiner von der lieblich - singenden Sirenen der Lutherischen Gewissens - Freyheit eingeschlaferten Seelen nicht gleich aufferwecket / so müste doch der Leib durch eine merckliche Alteration seine Ruhe unterbrechen. Einsmahls wäre ihme bey diser Erscheinung / als ob er nach erhaltenen Abschid wäre loh worden / und sich an jenes Orth / allwo das JEsus - Kindl verehrr wird / begeben hätte / daselbst ein Einsiedler worden / allda wohnen / auch zu seiner Unterhaltung bey Steyer herumb das heilige Almosen samblen solle; worüber er sich bey seinem Hauß - Herrn Johann Gotthart Seidel Burgern zu Steyer / allwo er im Quartier gelegen / angefraget / ob nicht ein Christkindl unweit der Stadt seye; und weilen diser Mit ja geantwortet / auch die Gegend angezeiget / versaumbete gedachter Soldat keine Zeit / sich gantz allein an jenes Orth zu begeben / findet auch gantz glückfeelig das Liebe Kindl GOttes / erkennete noch glückfeeliger / daß diß in dem Baum eingehackte stehende Christ - Kindl das Creutz und die Dörnere Cron in den Händen haltend / eben dasjenige sey / so ihme in dem Schlaff Vorkommen und was das allerglück- seeligfte / erwachete er bey dessen ersten Anblick von seinem bißhero Ketzerischen Glaubens - Schlaff / und sähe die Blenderei seines Glaubens / und die Wahrheit deß Catholischen also Hand - greiflich / daß er seinen Jrrthumb zu verlassen ohne Verzug sich dem Gnaden-Kindl eyfrigst verpflichtet; zumahlen er auch im Fest der Bekehrung deß heiligen Pauli sein Leben bekehret / und nach schuldiger Vorbereitung die Glaubens Bekanntnus in den Händen deß Ehrwürdigen P. Ambrostj Orb. fr. minorum S. Francisci bey dem Hoch - Altar ihrer Closter - Kirchen höchst - aufferbäulichst abgelegt." 24

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