Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

f abgegeben, in deren Hämmern „gestreckter Stahl" hergestellt mürbe; das sind feine und elastische Stahlsorten, auch „Gärbstähle" genannt, die mehrmals unter dem Hammer ausgeschmvedet wurden und sich durch hervorragende Harre und Gleichmäßigkeit auszeichneten. Jener qualitativ hochwertigste Stahl, aus steirischem Erz gewonnen, stellte das Hauptexportgut innerbergtscher Handelsware. Aus Rohstahl erzeugte man in den Zainhämmern „gemeinen, gezainten" Stahl;') auch der von den Sensenschmieden so sehr begehrte „Mockstahl", eine Zwischensorte zwischen Eisen und Stahl, wurde aus diesem Rohstahl hergestellt. Mlkelstahl bildete das Ausgangsmaterial für „gezainten Frumbstahl""), „Vorderhackenstahl"") und „Frumbhackenstahl"; ersterer galt als Rohstoff für die Klingenschmiede und diese Stahlgatlung stellte mit dem „Zaineisen" zusammen das „Frumbwerk" für die Klingen- und Messerschmiede unseres Gebietes dar. „gerrennetfen“, das in den großen „welschen" Hämmern erzeugt wurde, bildete den Ausgangspunkt für „Stangen--, Flamm-, Hacken- und Klobeisen"; Wetcheisen wurde in den kleinen Hämmern zu „Zaineisen" in Stangen von 4—5 Pfund Gewicht verarbeitet, auch zu „Gatter- und Stegreifeisen": der Abfall des Weicheisens ergab Drahtziehereifen. Neben betn flüssigen „Graglach", das sich beim Stuckofenprozeh bildete, sammelte sich noch eine Menge anderer Abfallprodukte. „Waschwerk" wurde in den „Pochwerken"^) durch Zerkleinern und Waschen der Schlacke gewonnen, „Hart" ergab sich aus Tropfen und Zapfen, die an den Klumpen hingen und beim Zerkleinern der „Maß" abfielen; ebenso das „Bröckeleisen". Jene Abfallsorten wurden im 14. Jahrhundert im Tauschweg als Rückfracht den Lebensmittelhändlern der Proviantbezirke von Jnnerberg mit- gegeben und dort zu weichem Eisen und weiteren Gebrauchswaren verarbeitet. Diese „Proviantsorten" bildeten die Grundlage für die blühende Eisenindustrie des „Dreimärktebezirkes" um ©testen, Scheibbs und Purgstall und der Stadt Waidhofen an der Pbbs; es betrug ja doch der Anteil des Abfalleisens 15 bis 20 Prozent der Gesamtproduktion. Das Recht, Bergbau zu betreiben, war schon im 10. und 11. Jahrhundert in die Hände der Landesfürsten übergegangen; das Montanregal gab ihnen die gesetzliche Grundlage für die Eingriffe in sämtliche Belange des Bergwesens. Es war daher die Errichtung eines Rad- oder Hammerwerkes von der Genehmigung des Landesfürsten abhängig, die mit Zinsleistungen verbunden war und schon früh bildete der Bergbau in unserer Gegend eine Einnahmsquelle für den Landesherrn. Besonders die Wirtschaftspolitik der Habsburger läßt deutlich das große Interesse an bergbaulichen Fragen erkennen. Die staatliche Beeinflussung ist zwischen 1500 und 1800 am eifrigsten, in jener Zeit des Absolutismus, wo sich die Macht der Herrscher zur Allgewalt steigerte, wo der Staat durch Errichtung eigener Behörden den Gesamtverlauf des wirtschaftlichen Lebens zu regeln begann. Der Merkantilismus im absolut regierten Staat sollte das Volksver- tnbgen heben, durch richtige Ordnung des wirtschaftlichen Lebens sollte die beste Ausnützung der vorhandenen Möglichkeiten erzielt werden. Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist auch das Eingreifen des Staates auf den Gebieten des Bergbaues zu erklären. Rationeller Betrieb am Erzberg, in den Rad- unb Hammerwerken und die Erträgnisse aus Eisenhandel und Eisenverarbeitung sollten mithelfen, die schweren politischen, sozialen und religiösen Krisen zu überwinden. Daher galt auch dem Eisenwesen in erster Linie staatliche Unterstützung, bedeutete doch „Eisenwürde" allgemeinen Wohlstand, „Eisenunwürde" Verfall des gesamten wirtschaftlichen Lebens. Je mächtiger nun der 5

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