Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

werkstütte im nahen Steinbach, die sich schon im 15. Jahrhundert als gefährliche Rivalin neben Stet)r_ behauptete, bezog von den Verlegern der Stadt Steyr den Rohstoff. Die Sensenschmiede des Steyr- und Kremstales mußten trotz aller Selbständigkeitsbestrebungen meist nach Steyr fahren, um den nötigen Rohstoff einzukaufen?"") Die vielen Eisenwerkstätten im Ennstal, die berühmte Nagelschmiedeinnung in Losenstein, die Scharlachschmiede in Trattenbach, die Hacken-, Huf- und Zweckschmiede des Dambachtales und nicht zuletzt die übrigen zahlreichen Eisenhandwerker der Stadt, wie Feilhauer, Nadler, Drahtzieher und Schlosser jeder Art, sie alle bezogen Stahl und Eisen, das gewonnen wurde aus Innerberger Erz. Aber nicht nur der Jndustriebezirk von Steyr wurde mit diesen Rohwaren versorgt, die Eisenhandwerker im ganzen Lande ob der Enns, in 'Asels, in Linz, Leonfelden im Mühlviertel, der bedeutende Verarbeitungsbezirk um Wcnohofen an der Wbs und im Erlauftal wurde mit geschlagenem Zeug aus den mnerbergischen Hämmern beliefert. Die Städte Freistaüt, Krems -und Stein, Schlüsselstellungen zum Handel nach Norden und Nordosten genossen das Recht der „eysnniderlag", d. h. jeder, der in diesen Bezirken Esten und Stahl verarbeiten wollte, hatte dies in den genannten Orten zu kaufen; daher entwickelten sich hier blühende Zentren der Eisenverarbeitung und Krems beherbergte schon im 13. Jahrhundert eine beträchtliche Anzahl dieser Handwerker; 1371 durfte in diesem Ort nur Eisen und Stahl ans Steyr bezogen und weiter verhandelt und verarbeitet werden —> also das alleinige Bezugsrecht für Innerberger Waren wurde dadurch gesichert."") Freistadt, am Tor nach Böhmen, war der Sitz einer Messerer- und Sensenschmiedeinnung und kann als guter Abnehmer von Eisen und Stahl zur Befriedigung seines eigenen Bedarfes angesehen werden. Mit dem Aufschwung der gesamten Eisenindustrie zu Beginn des 16. Jahrhunderts lief eine starke Vermehrung der kleinen und schweren Hämmer, aber auch eine der eisenverarbeitenden Werkstätten parallel. Bei Rad- und Hammerwerken machte sich jedoch der Mangel an Brennstoff und Lebensrnitteln unan- genehmchemerkbar und auch die Mißverhältnisse im Verlagswesen, die finanziellen Schwierigkeiten und besonders die starke Verschuldung der Rad- und Hammermeister gegenüber den Händlern wirkte sich in der Produktionsleistung schädlich aus; die zahlreichen neuen Eisenwerkstätten, die Sensen-, Klingen- und Nagelschmiede, litten an Eisen- und Stahlmangel; besonders groß war der Bedarf an Blechen und Stangen und Weicheisen zur Herstellung ber täglichen Gebrauchsgegenstände. Dagegen fanden die Innerberger Spezialsorten, wie Scharsach- und Schwerterstahl, auch Vorderhacken- und gemeiner Hackenstahl im Lande selbst nicht viel Abnehmer, sondern wurden um große Gewinne ins Ausland verhandelt. Da aus diesen finanziellen Gründen die Produktion der besten Stahlsorten gefördert wurde, die Verhandlung dieser aber laut Vorschrift mit einem bestimmten Zusatz von Weicheisen zu geschehen hatte, so kam es oftmals zu gefährlichen Stockungen in den eisenverarbeitenden Betrieben. Regierungserlässe forderten immer wieder den Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Steyr auf, in erster Linie die Handwerker, das Land selbst und die Hauptstadt Wien mit dem nötigen Eisenzeug zu versehen; erst nach Befriedigung des Inlandsbedarfes könnten die Ausländer versorgt werden?") Diese Versuche, durch Absperrungsmaßnahmen eine wirtschaftliche Geschlossenheit der österreichischen Erbländer zu erzielen, waren schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil sowohl der Staat als auch die Händler nicht auf die ertragsreichen Exportgeschäfte verzichten mochten. Der Weicheisenmangel um die Mitte des 16. Jahrhunderts nahm so unangenehme Formen an, daß viele 27

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