Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

Nach den zahlreichen Ei Anordnungen, die von den einzelnen Herrschern laufend bestätigt und erneuert wurden, sollte mnerbergisches Eisen von der Stadt Steyr aus in die Lande Oesterreich ob und unter der Enns, nach der Donau hinauf ins Reich, nach Böhmen, Schlesien und Mähren gehen und durfte nur auf den hiefür bestimmten Straßen geführt werden. Den Leobnern war es strenge verboten, rauhes oder geschlagenes Eisen, Draht, Harnischblech und dergleichen Sorten auf den Straßen des innerbergifchen Eisens über den Pyhrn nach Klaus zu führen, die Traun hinunter, nach Waidhofen an der Pbbs, über die Heide ins Herzogtum ob und unter der Enns, nach Wilhelmsburg, St. Pölten, Krems, Stein und Hollenburg. Aber jene staatlich festgesetzten Absatzregelungen wurden nicht immer eingehalten. Bessere Transportmöglichkeiten und auch bessere Qualität einzelner Sorten veranlaßten die Eisenhandwerker mancher Gebiete, ihren Rohstoff nicht vom zugewiesenen Stapelort zu beziehen. Die Kirchdörfer Sensenschmiede kauften ihren „Mock" viel lieber aus Leoben, da dieser den innerbergifchen an Güte übertraf und außerdem der Transport viel billiger kam. Gegen entsprechende Mauterhöhung und auf bestimmte Zeit beschränkt erhielten sie durch kaiserliche Bewilligung die Berechtigung zum Einkauf in fieoben,105) Das Gebiet um Mondsee, obwohl zum Herzogtum Oesterreich ob der Enns gehörig, konnte sich für. seine Sensenschmieden und anderen Eisenwerkstätten die Belieferung aus Vordernberg sichern.^) Obwohl Bayern und Schwaben Absatzgebiete für Eisen und Stahl aus Vordernberg waren, erlangten die Erzeugnisse aus Jnnerberg schon im 13. und 14. Jahrhundert in Suddeutschland das Uebergewicht. Der Grund hiefür ist in der sehr günstigen Verbindung Steyrs mit dem Westen zu suchen; die billigere Wassersracht erhielt vor dem formellen Vordernberg den Vorzugll"ft Trotz aller Ueberschreitungen und Umgehungen der landesfürstlichen Ordnungen war für die Verhandlung des steirischen Stahls und Eisens eine Richtschnur gegeben und die Konkurrenz der beiden Eisenorte zurückgedrängt. Der Verbrauch von Eisen und Stahl im Lande selbst zur Erzeugung von Gebrauchsgeg-enftänden, hochwertigen Stahlwaren, Kriegsgeräten u. a. nt. erreichte mengenmäßig nie die riesigen Exportziffern der Innerberger Waren, die für die gesamte österreichische Wirtschaft zu allen Zeiten Haupteinnahms- guellen darstellten; wir wollen aber vom eigenen Verbrauch ausgehend den Fernhandel betrachten. Der eisenverarbeitende Handwerkerstand im Raume von Steyr entwickelte sich schon in früher Zeit zu hoher Blüte und wir haben hiefür die ersten schriftlichen Zeugnisse aus dem 14. Jahrhundert. Ein Zentrum der Eisenoerarbeitung hatte sich hier gebildet, dessen Bewohner die Begünstigung für billigen Rohstoffbezug seit eh und je zu ihrem Vorteil ausnützten und auf diese Weise den Ruf Steyrs als Eisenstadt mit begründeten. Vor allem sei an das Handwerk der Messerer gedacht, den bedeutendsten und mächtigsten Handwerkszweig in Steyr, der im 16. Jahrhundert aus über 400 Meisterwerkstätten bestand und das gesamte städtische Leben wesentlich beeinflußte und mit bestimmte. Das Rohprodukt für die Messerer, die geschmiedeten Klingen, bezog man aus dem nahen Dambach, Kleinraming und Unterwald, wo in den rußgeschwärzten kleinen Klingenschmieden aus dem Innerberger Produkt, dem „Frumbstahl und Zaineisen" die Rohklingen hergestellt wurden. Der jährliche Verbrauch der fast 200 Werkstätten belief sich im 16. Jahrhundert auf 11.000 Zentner. Zur Sicherung des nötigen Rohstoffes wurden daher eigene „Fvumbwerkzeugordnungen" erlassen, nach denen sich die Hammermeister zu richten hatten, um so die inländischen Eisenarbeiter mit genügendem und gutem Material zu versorgen^) Auch die blühende Messer26

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