Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

Jedoch nicht immer bewährte sich die Monopolstellung der Steyrer Eisenhändler, sondern es gab oftmals Klagen und immer wieder mußten deswegen landesfürstliche Verordnungen regelnd eingreifen. Es ist ganz selbstverständlich, daß sich die Händler trotz Verpflichtung auf gleichmäßige Eisenabnahme nach den Möglichkeiten des Absatzes richteten, mit dem sie auf auswärtige Käufer angewiesen waren. In guten Zeiten versuchten die Handelsleute daher durch Angebot höherer Verlagsgelder die Gewerken zu ködern,verlegten nicht nur Hammerwerke, sondern auch Radwerke und teilten das dort erzeugte Roheisen den ihnen genehmen Hammerwerken willkürlich zu. Die reichen Hammerwerke waren daher oft überbeschäftigt, die ärmeren Hammermeister dagegen erhielten keine Verleger und mußten bei diesem einträglichen Geschäft abseits stehen. Je mehr Verläge nun ein Händler in seiner Hand vereinigte, desto größeren Druck.konnte er auf Erzeugung und Belieferung ausüben. Auch die Kapitalskraft der Eisenhändler untereinander stand durchaus nicht auf gleicher Höhe; eine kleinere Gruppe von Reichen schloß die Aermeren vom Eisenhandel immer mehr aus; es ergab sich dadurch eine ungleichmäßige Verteilung des Roheisens und dies war auch der Grund für das sehr bedenkliche Bezugs- und Vertriebsmonopol der Verleger. Gerade diese Tatsachen verursachten große Unordnung und schädliche Auswirkungen im gesamten Eisensystem, das auf den mittelalterlichen Grundsätzen einer möglichst gleichmäßigen Beschäftigung aller Werkstätten aufgebaut war. Rad- und Hammermeister wendeten sich schon 1518 vergeblich gegen das Verlagsmonopol der Steyrer, aber keine Kommission und Ordnung konnte Abhilfe schaffen, denn der Grundfehler des Verlagswesens lag in seiner allzu großen Starrheit und der geringen Anpassungsfähigkeit an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Betriebe. Daß beim gesamten Eisenbezug die jeweilige wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt eine wesentliche Rolle svielte, ist ja selbstverständlich. Zeiten höchster Rot, in denen das gesamte Wirtschaftsleben darniederlag, wirkten sich angesichts der zentralen Stellung der Stadt als Mittelpunkt des Eisenhandels neben den inneren Ungleichheiten lähmend aus. So stand es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als Kaiser Friedrich III. die Herrschaft Steyr an Jörg von Stain verpfändete, besonders schlechtest Durch ein Zerwürfnis zwischen diesen beiden kam es zur furchtbaren Verwüstung der (Stabt; außerdem verarmte die Gemeinde durch hohe Steuerzahlungen, Kriege mit Böhmen und Ungarn störten den ruhigen Handelsverkehr und anfangs der 70er Jahre lag die Stadt völlig erschöpft darnieder.55) Auch die einstmals reichen Eisenhändler waren arm geworden, konnten die Waren nicht regelmäßig von den Hämmern holen und das ganze Stiftern drohte zusammenzubrechen. Die Hammermeister hatten viel geschlagenen Zeug in ihren Werken liegen, der nicht abgeholt wurde, und gerieten dadurch in äußerste Rot. Sie strebten „freie Handlung und Fürfahrt zu. Steyr mit dem Eysn und Stahl" an und brachten dieses Anliegen vor den Kaiser.56) Tatsächlich erreichten sie das Gewünschte, jedoch nur für die Dauer von Kriegszeiten; nach einigen Jahren, als sich die Laae der Stadt wieder gebessert hatte, wurde diese Erlaubnis hinfällig und die Steyrer gelangten wieder in den vollen Besitz ihrer Freiheiten. Sehr ungünstig wirkte sich eine Absatzstockung um 1570 sowohl bei den Rad- als auch bei den Hammermeistern aus; es fehlte am nötigen Geld zur Fortführung der Werke und sie kamen in die Gefahr, ihre Betriebe einstellen zu müssen. Richt mit Unrecht wurden die mächtigen Verleger zu Steyr, in deren Händen der gesamte Eisenbezug und die alleinige Weiterverhandlung lag, des Eigennutzes beschuldigt und mußten viele Vorwürfe über sich ergehen lassen. Unter solchen Umständen zog sich mancher Eisenbürger vom 15

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