Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

der Kärntner achtseitige Kalenderstab. Beide Stäbe sind achtkantig und mit einem Handgriff versehen. Dadurch ähneln sie den englischen Clogs, die jedoch vierkantig zu sein pflegen. Dies sind die einfachen und bäuerlichen Holzkalender. In Trient und in Bruneck wurden aber von städtischen Handwerkern auch solche für wohlhabende Leute hergestellt. Auf diesen Meisterwerken der Schnitzerei findet man nicht nur die H-Tage, sondern auch die Goldenen Zahlen und die Stunde des Neumondes. Drei Holzkalender aus Frankreich enthalten sogar eine Tafel zur Auffindung des Osterfestes. Die Zahlen in diesen Kalendern, auch in den englischen Clogs, weichen von den uns gewohnten mit arabischen Ziffern völlig ab. Es sind sogenannte Staboder Bauernzahlen, bei denen an einem senkrechten Strich, dem Stab, der Einser durch einen seitlichen Strich, der Fünfer durch einen Haken oder eine krumme Kerbe, der Zehner durch einen Querstrich oder ein Kreuz bezeichnet ist. Es wäre verfehlt, in diesen Stabzahlen eine Nachahmung der römischen Zahlen zu sehen, bei denen ja dasselbe System herrscht. Die Stabzahlen der Bauernkalender sind vielmehr die einst in der ganzen nördlichen Welt üblich gewesenen, von denen die römischen Zahlen sich am längsten bei den Gebildeten erhalten haben. Die städtischen Griechen verwendeten die Buchstaben ihres Alphabetes als Zahlzeichen, die Bauern in Griechenland haben gewiß dieselben Stabzahlen wie unsere Bauern gehabt. Zum Brunecker Holzkalender. (2ull, August, September). (Aus der Sammlung Figdor). Gebrauch der Buchstabenzahlen, welche gleich betn griechischen Alphabet aus dem semitischen Kulturkreise stammen, mußte man ja lesen und schreiben können, was von den Bauern nicht zu erwarten ist. Daß die Bauernzahlen einst 56

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