Steyr und die Glaubenskämpfe

erfolgte, erschien trotz Einladung niemand vom Rat.!) Zettl (S 12) bemerkt dazu, daß dieFeierlichkeitenden Herrn von Sterr und ihren Prädikanten nicht gefallen haben, „dieweillen die Ganze Stadt biß auf unsser 18 Burger Erz Lutrisch war... Vermuetlich hat ihnenvilleicht die Lufft nicht gedaugt“. Die Kapuziner die bereits zum Teil in Stepr eingetroffen waren wohnten in einemHaus auf demKetzerfriedhof.?)Dank der Unterstützung durch den Burggrafens) wurde der Bau raschfortgeführt erst das Einsetzen des Krieges brachteVerzögerung. Wanndie Einweihung des Klosters stattfand ist nirgends verzeichnet. Lindner, der mitdem Jahre 1622 seine Annalen beschließt berichtet von der am5. Dezember 1621 stattgefundenen Glockenweihe (S. 402) und daß am 6. Juni 1622 der innere Chor der Kapuzinerkirche fertiggestellt worden sei (S. 408), so daß nun ohne Schwierig¬ keiten dort Gottesdienste abgehalten werden konnten. Die Freude der Protestanten nahm nicht zu, als im selben Jahr 1617 auch die Spital= und Bruderhauskirche wieder neu geweiht wurden,“) womit ein langer Streit zu Gunsten des Klosters Garsten entschieden war. Der Groll der Drotestanten entlud sich anläßlich der Dapstwahlfeierlichkeiten in Garsten, deren Schilderung Zettl (S. 15) mit der Bemerkung versieht, daß Prädikanten und Lutheraner „grob gespöttelt und wider den Ablaß gepredigt haben; haben wür vill schmach von ihnen gelitten.“ Von der Stadtverwaltung kam den Katholiken kaum eine Hilfe. Wenn die katholischen Feiern und Feste fast immer ungestört verliefen, so war es den Vorkehrun¬ gen des Magistrates zu verdanken und der Bürgergarde die je nach ihrem Bekenntnis, freiwillig oder abgeordnet die Feierlichkeiten schützte.5) Finanziell erhielt die Pfarre keine Unterstützung; sie mußte mit den Geldern, die durch Begräbnisse, Taufen, Hoch¬ zeiten, für das Läuten der Glocken — auch bei protestantischen Beerdigungen — Spenden und den gelegentlichen Zuschüssen des Klosters Garstens) auskommen. Die Verhandlun¬ gen zwischen Garsten und dem Rat von Stepr wegen der finanziellen Pfarrangelegen¬ heitenverliefen meist ergebnislos.?) In dem Zeitraum von 1580—1624 zahlte die Stadt für Kirche und Schule 57.505 fl g B 29 Pf., die Eisengesellschaft 14.690 fl 5 B 58 Pf. Für Stipendien Orga¬ nisten,Prediger und Schuldiener zahlte die Stadt 58.256 fl 5B 17 Pf.s) Es ist anzu¬ nehmen, daß von dem Betrag, den die Eisengesellschaft zohlte, ein Teil der katholischen 1) Nach Zettl, S. 12, fand die Grundsteinlegung am 6. Mai statt, nach Lindner, S. 509, am 16. April, nach Drevenhuber, S. 557, am 16. April, am Sonntag Jubilate mit kaiserl. Erlaubnis zum Bau des Klosters vom 1. Oktober 1615. (StA. K. XI, L. 55, Nr. 661). Dazu vgl. R.Dr. vom Jahre 1617, S. 102. Zettl S. 12: Die Kaiserin verspricht 4000 fl. 2) Sie feierten am 2. August 1616 das Portiunculafest in Stepr (Li. S. 299). Der Burggraf räumte den Datres im Hofgarten ein Haus ein und, als der Platz zu klein wurde, bekamen sie noch ein Haus in Pprach zur Verfügung. Pritz S. 245. 3)Er kaufte am 9. November 1617 12.000 Ziegel für die Kapuziner (Ci. S. 517). 4)Garstner Archiv Bd. 70 Nr. 7. 5) Lindner, der jeden Vorfall genau verzeichnet, berichtet in den Jahren 1608 —1622 von fünf Zwischenfällen. Bei der Grundsteinlegung zum Kapuzinerkloster hiel¬ ten bewaffnete Bürger Wache (Li., S 509). Im Oktober 1610 wurde der katholische Pfarrer von Wolfern durch Messerstiche verletzt. Der Täter wurde eingekerkert (Li., S. 205). Am 24. Juni 1612 versuchen randalierende Drotestanten die Fron¬ leichnamsprozession zu stören (Li., S. 228/229). Am 15. April 161g werden drei Garstner Mönche von drei lutherischen Lehrern belästigt (Li., S. 255). Am 10. Feber 1616 wurde Cooperator Deter Wakcher vom Organisten Johann Kirchberger aus un¬ bekannter Ursache verprügelt (Li., S. 286). In der Charwoche 1621 wurde aus dem Hause eines Bäckers Wasser und Sand gegen die Österprozession geschüttet. Der Bäk¬ ker wurde eingesperrt. der Täter entfloh (Li., S 590). Die Täter wurden jedesmal vom Magistrat eingesperrt. Reibereien zwischen katholischen und protestantischen Geist¬ lichen halten sich die Waage, bedeuten aber nichts Wesentliches, 6)Li., S. 407: Lindner erhielt vom Abt 10 fl am 15. April 1622 g Scheffel Getreide am 15. Juni, 2 fl am 27. Juni. Der katholische Schulmeister wurde, wie die Geistlichen, vom Pfarrer bezahlt. Zetl, S. 5: Die Witwe des Försters Radlmapr stiftete ein Meßkleid und einen Weihwasserkessel aus Zinn. 7)Lindner, S. 405. s) St.=A., K. XI, C. 24, Nr. 1704 85

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