Steyr und die Glaubenskämpfe

zu verhindern oder eine Bekehrung zu erreichen. Dasselbe geschah in der Armensünder¬ zelle oder auf dem Richtplatz, wenn ein Deubrecher sich auf seine letzte Stunde vor¬ bereitete.!) Auch der Schule und dem Theater der Protestanten war eine Konkurrenz er¬ wachsen. Im Kloster Garsten wurde unterrichtet und jedes Jahr ein geistliches Spiel aufgeführt, ein katholisches Gegenstück zum protestantischen Spiel im Rathaus.?) Dem Bedürfnis nach der Verkündung des Wortes Gottes wurde nun auch von katholischer Seite Rechnung getragen und wie früher neben den Ortsgeistlichen noch Drediger berufen.s) Mit den Dredigern am Beginn der Reformation haben sie eine gewisse Schärfe und Angriffslust gemein; während sie sich jedoch damals gegen Mi߬ stände in der katholischen Kirche wendeten galt ihre Kritik jetzt dem Protestantismus. Der Kapuziner P. Heinricht) legte sich als erster Prediger hierin noch eine gewisse Zurückhaltung auf, um nicht sofort die Opposition auf den Plan zu rufen. Seinem Nachfolger, dem Dominikaner P. Muncius, aber gelang es weniger, seinen Unmut zu zügeln und er mußte auf Wunsch der Bevölkerung Stepr verlassen.5) Aus demselben Grund mußte sich 1620 P. Dominikus ein Kapuziner von Stepr verabschieden,°) ob¬ wohl der Katholizismus zu dieser Zeit zwei neue Stützen gewonnen hatte, das neue Kapuzinerkloster und das Wohlwollen des Burggrafen Lamberg, ganz abgesehen davon, daß die Tage des Protestantismus schon gezählt waren. — Im Jahre 1615 starb Abt Wilhelm von Garsten und nachdem Dr. Falb — das Amt eines Vorstehers abgelehnt hatte, wählte der seit 1612 Abt von Göttweig Konvent von Garsten den Melker Mönch Anton Spindlex zum Abt') (1615—1640). Sein Wirken im Sinne der katholischen Reformation hat gefördert durch die tatkräftige Hilfe des Grafen Lamberg, die Stellung der katholischen Sache ungemein gefestigt Mit der Uebernahme des Burggrafenamntes vom Grafen von Stubenberg, der Drote¬ stant war, durch den katholischen Grafen Lambergs) wurde der Stützpunkt „Burg¬ kapelle“ zur katholischen Festung „Burg Lamberg“. Der Drozeß um den Klostergrund vor dem Gilgentore im Jahre 1616 wurde ein Sieg des Klosters Garsten,?) der die Stadtväter sehr verdroß, denn als am 16. April auf diesem Grundstück die Grundsteinlegung zu dem neuen Kapuzinerkloster 1617 1)Lindner S. 212: Am 20. Mai 1611: Ein zum Tode Verurteilter bleibt trotz Lindner S. 221: Am 11. Jänner 1612 erleidet aller Bekehrungsversuche Protestant. — Lindner S. 241: Prior ein Verbrecher die Todesstrafe ohne vorherige Bekehrung. — Karl leistet auf dem Richtplatz einem Verbrecher geistlichen Beistand, ein Prädikant einem andern. 2)Im April 1610 wurde ein Passionsspiel aufgeführt (Lindner S. 196). Am Weihnachtstag ein Spiel in der Kirche (Li. S. 206). Am 15. Februar 1611 wurde vom protestantischen Schulmeister eine Komödie aufgeführt (Li. S 209) In der Öster¬ woche 1611 wurde ein Passionsspiel von Dr. Falb (Li. S. 211), zu Weihnachten 1611 ein Weihnachtsspiel in der Pfarrkirche aufgeführt (Li. S. 220). Am 25. Februar 1618 führen die Protestanten die Geschichte vom ägpptischen Josef im Ratssaal deutsch auf. am nächsten Tage eine lateinische Komödie (Li. S. 525) 3)Nach dem Gebot Passaus, Articuli reformationis.. circa munus praedic., cap. VI. 4)Lindner S. 150. 5)Im März 1609. Lindner S. 185. 6)Lindner S. 568 u. 570. P. Dominikus war mit dem Burggrafen Lamberg befreundet. Briefe befinden sich im Familienarchiv Lamberg, Fasz. 6, Nr. 94. Wichtige Angelegenheiten in Geheimschrift. P. Dominikus war der Baumeister des neuen Klosters. 5)Digl S. 185; Koch S. 185. Unter ihm wurde Garsten umgebaut 8)Lamberg war 1604—1607 Landeshauptmann von Oberösterreich. Daneben be¬ kleidete er noch das Amt des Obersthofmeisters der Kaiserin und war Geheimer Rat. Ein Bruder war Erzbischof von Prag einer Bischof von Gurk. Die Korrespondenz (Familienarchiv Fasc. 2, Nr. 89) zeigt seine Verbindung zum höchsten Adel. Briefe von Rudolf II. Erzhg. Matthias, Khlesl und römischen Kardinälen in deutscher, latei¬ nischer französischer und italienischer Sprache (Fasc. 2, Nr. 24 u. 48). Die Tatsache, daß er sogar der katholischen Liga Geld leihen konnte zeugt von bedeutender Finanz¬ (Fasc. 7, Nr. 105). Freiherr Sigismund von Lamberg starb (652. kraft 90 Kirchm. Reg. Nr. 19. Linder S 297. Ams 24. Juli 1616 sind die Aebte von Kremsmünster, Seitenstetten und Garsten beim Burggrafen zur Bestimmung des Bau¬ grundes, den Garsten beistellt. Lamberg verspricht 4000 fl. 84

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