Steyr und die Glaubenskämpfe

Ein lutherisches Kommmunikantenregister für die Jahre 1608—16101) zeigt daß die Steprer Bevölkerung sich zwar schnell wieder an eine aktiveReligionsausübung gewöhnt hatte, daß dies aber doch nicht sofort nach Wiederherstellungdes Exercitiums religionis geschlossen der Fall war, wenn es auch die überwältigende protestantische Uebermacht dokumentierte. 608 (7. September bis 51. Dezember) 1640 Kommunikanten 1600 4818 „ 1610 5705 „ 1611 * 6526 4. 1612 „ 6551 * 7 1615 6625 7 1614 6541 # 1615 810 6856 „ 1616 6625 7 1617715 6655 7 1618 7480 7 1619 . : 6967 b) Das katholische Element und sein Verhältnis zum protestantischen Stepr. In den Ablauf der Stadtgeschichte der folgendenJahre hat immer wieder das Eingreifen des Abtes von Garsten Bewegung gebracht.Schon im Jahre 1609 mußte sich der Rat der Stadt mit dem katholischen Pfarrer wegen der Turmmusik und dem Läuten der Glocken bei Begräbnissen vergleichen.?) Als kurz darauf der Magistrat einen protestantischen Drediger in der Spitalkirche anstellen wollte, protestierte der Abt von Garsten als Oberpfarrer von Stepr dagegen und forderte die Schlüssel der Kirche zurück. Es nützte dem Rate nichts daß er sich an die Landstände um Hilfe wandte. Garsten ersetzte den Mangel an Macht durch desto größere Hartnäckigkeit, und es entspann sich ein langwieriger Kampf, aus dem es schließlich siegreich hervorging, als sich die Lage zugunsten der katholischen Sache entwickelte. Durch diese Haltung konnte zwar der katholische Gottesdienst nicht erreicht werden aber auch der protestantische mußte unterbleiben.s) Am 9. September 1617 wurde die Spitalkirche rekonziliiert*) und dem katholischen Pfarrer übergeben. In der Stadtpfarrkirche wurde an den Feier¬ tagen wie immer der katholische Gottesdienst abgehalten und auch die Prozessionen anden weiterhin statt.5) Lindner, der in seinen Annalen den Ablauf des Kirchenjahres und alle Vor¬ kommnisse, die hineinspiegelten genauestens verzeichnete, berichtet von keinerlei Stö¬ rungen des katholischen Exercitiums während des gesamten Zeitraumes bis 1622 mit welchem Jahre seine Arbeit schließt. Dieses unbeirrbare „Auf dem Hosten bleiben“ der katholischen Geistlichkeit hat auch einige, wenn auch kleine Erfolge zu verzeichnen gehabt. Am Palmsonntag des Jahres 1615 kommunizierten in der Stadtpfarre 60 Personen. Der Chronist bemerkt dazu, daß dies eine größere Zahl sei, als in den vergangenen Jahren.*) Zu Ostern 1617 waren es 80 und 1620 sogar 100, die das Sakrament empfingen.?) Das Ringen um jede Seele führte katholische und protestantische Geistliche an manchen Orten zusammen. Sie standen oft am gleichen Sterbebett,s) um einen Abfall 1)St.=A., K. XI, L. 24, Nr. 1725. 2) Dgl. Lindner S. 189: Es wurde vereinbart, daß niemand ohne Verständigung des Pfarrers und Bezahlung der Gebühren für das Läuten der Glocken bestattet werde, auchnicht auf dem protestantischen Friedhof. 3) Siehe Anhang Nr. 8. 4)Garstner Archiv Bd. 70, Nr. 7. 5)Lindner S. 180 ff. Er verzeichnet sie für jedes Jahr. 6)Lindner S. 270, 7)Lindner S. 508 u. 567. 8)Lindner S. 209: Am 25. Jänner 1611 stirbt Johann Heindl, der nicht hatte zum Katholizismus bekehrt werden können. —Lindner S. 226: Ende Mai 1612. wird der sterbende Jakob Discher von Geistlichen besucht, damit er nicht abfalle; das Haus¬ gesinde war lutherisch. 83

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