Steyr und die Glaubenskämpfe

Kirche zufloß, da der Verwalter der Eisengewerkschaft. Georg Adler öfters als Stütze der katholischen Sache bezeichnet wird.!) Trotzdem zeigt die Rechnungslegung des Kirchenpropstes Georg Discher für das Jahr 1609 ein großes Defizit.?) Die Ausgaben für die protestantische Kirche sind einige Jahre genau überliefert. Sie betrugen ohne Einbeziehung der Naturallieferungen für das Jahr 1610... 2190 fl, für 1611... 1158 fl, für 1612... 2126 fl, für 1618 (für die Prädikanken allein), ... 1065 fl. Dom 14. September 1608 bis 20. Mai 1611 zahlte die Stadt 57 fl 56 2 pf. für Wein und Hostien. Die lutherischen Geistlichen reichten in diesem Zeitraum 18.689 Personen das Abendmahl.s) c) Das Eingreifen von Krieg und Politik in die weitere Entwicklung. für beide Steprer Kon¬ Die Tage zu Beginn des dreißigjährigen Krieges war das protestantische Stepr an fessionsparteien gleich schwer und gleich günstig. Was hatte, wurde auf katholischer innerer Geschlossenheit und Zahl der Anhänger voraus Seite durch die Bedeutung der Führer des Klosters Garsten und des Burggrafen von Andachtsstätten in der Stadt Lamberg und durch die überlegene Zahl katholischer wettgemacht. Mit dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen der kaiserlichen katho¬ lischen Partei und den protestantischen Fürsten schieden sich auch in Stepr die Geister strenger und aus dem Nebeneinander wurde wieder ein Gegeneinander.!) Lindner berichtet (S. 529, 551, 554 556) von Bittprozessionen und Gebeten wegen der böhmischen Wirren am 5. Juli 1618, im August am 7. Oktober, am 14. Oktober und zu Weihnachten. Im November wurden die ersten Soldaten für die österreichischen Stände angeworben die sich mit den böhmischen Rebellen verbunden hatten, anfangs Jänner 1619 wurden die Streitkräfte der Stände neuerdings vermehrt. Bald tauchte das Gerücht auf, die Stände wollten Stepr besetzens) und den ehemaligen Burgamtmann Schnabel wieder einsetzen. Einen Monat später fand neuerlich eine gründliche Musterung statt, bei der jeder dreißigste und zehnte Mann eingezogen wurde.*) Die Kriegsfurcht wuchs und die Bürgerschaft begann ihre Wertgegenstände an sichere Orte zu bringen. Zum Begräbnis Ofarrer Widerspergers am 2. Septem¬ ber 1619 kamen Bürgermeister Richter, einige Ratsherrn und ein Großteil der Bürger¬ schaft, doch gingen sie beleidigt vom Friedhof, da ihnen in der Trauerpredigt des Paters Dominicus vorgeworfen wurde daß der Steinwurf von 1601 den frühzeitigen Tod des Pfarres verursacht habe (Lindner, S. 555/556). Die Kluft zwischen Drote¬ stanten und Katholiken war unüberbrückbar geworden. Kaiser Ferdinand II., der am 28. August 1619 in Frankfurt zum deutschen Kaiser gewählt worden war schloß ein Bündnis mit dem Haupt der katholischen Tiga, dem Herzog Max von Bapern, und verpfändete ihm das Land o. d. Enns zur Deckung seiner Kriegskosten im Kampf gegen die Rebellen. In Böhmen war Ferdinand abgesetzt und Friedrich V. von der Pfalz, das Oberhaupt der protestantischen Union, zum König gewählt worden Wenn in dem bevorstehenden Kampfe der Kaiser und eine Verbündeten siegten, so waren auch die mit den böhmischen Rebellen verbün¬ deten obderennsischen Stände verloren. Diese Erkenntnis spornte die Stände zu ernen¬ ten Rüstungen an. Auch in Stepr wurde neuerdings gemustert und mit den aufgestellten vier Fähnlein fleißig exerciert. Im November trafen die ersten Flüchtlinge aus Wien und Niederösterreich ein; an den Toren wurden sie von den Wachen streng überprüft. Der Rat befahl hierauf 88 12 1) St.=A., K. XI, S. 26 Nr. 99. 2) Dom Abt von Garsten beglaubigte Rechnung. St.=A. K. XI. L. 26. Ein¬ nahmen... 771 fl 4½ pf.; Ausgaben ... 1211 fl 5 B 5 pf.; Ausständige Dienste B 6 Pf. 6 215 fl3) StA., K. XI, L. 55. Nr. 91; K. XI. S. 24, Nr. 170g; K. XI. L. 25, Nr. 9 4) Am 25. April gab es einen Streit zwischen dem Bürgermeister Joachim Händl und dem ehemaligen katholischen Stadtquästor Heinrich Nicard, der ihm vor¬ warf, daß er schon immer ein Rebell gegen den Kaiser gewesen sei und ihn bekämpft (Lindner, S. 545.) habe. 5) Lindner, S. 545 6) Die andern mußten, wenn sie das Los traf. 15 Krz. wöchentlich Anschlag für jeden Eingerückten ein Jahr lang zahlen. Diese Bürger=Soldaten zogen jeden Tag mit Trommeln und Pfeifen auf die Wache. (Zetl, S. 15.) 86

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