Steyr und die Glaubenskämpfe

versammlung vom 17. Februar erklärte, gegen Steuern, Teuerung und Hungersnot gerichtet war.!) Diese Erregung aus wirtschaftlichen Gründen wartete auf eine Ge¬ legenheit, hervorbrechen zu können und der religiöse Kampf schuf, wie zur Zeit des ersten Bauernkrieges, die geeignete Gelegenheit, als die von Dassau ausgehenden Re¬ formmaßnahmen das protestantische Bekenntnis bedrohten. Im Jahre 1585 wurde in Sierning der bisherige Pfarrer und Domherr Dr. Georg Gokthärdt (1584—1585) wegen Nichtdurchführung der katholischen Reformation durch den Domcherrn Johann von Tätenpeck (1585—1591) ersetzt.*) Dieser kam mit einem Dekret des Erzherzogs Ernst an die Herrschaft Stepr und mit zwei Hatenten an die Vorgeher und an die Zechleute von Sierning an. Die neue Dassauer Agende und die dazu erlassenen Reverse sollten die Grundlage für die katholische Restauration in der Pfarre Sier¬ ning bilden. Tätenpeck wendete sich sofort an Stepr und verlangte die Abstellung des Auflaufs, persönlichen Schutz und die Bereinigung einiger das Kirchenvermögen be¬ treffenden Dunkte. Wer in Sierning nicht die Sakramente empfange, dem werde das Begräbnis verweigert. Eine Liste der wichtigsten Dunkte sollte seine Maßnahmen klarlegen.s) Kommunion unter beiden Gestalten doch Konsekration während der Messe und Ordnung beim Empfang des Ehesakramentes. Der Burggraf befahl am 24. Mai 1588 die Erfüllung des Reverses gegen Tätenpeck.) Anfangs Juli verlas der Pfarrer die Dassauer Agende von der Kanzel und verwies Beschwerden nach Stepr ins Schloß. Die Folge war die Aufrichtung des „Sierninger Bundes“ in der Kirche von Sier¬ ning. Seine erste Maßnahme war die Trennung der Gemeinde in solche, die bei der AC bleiben wollten, und solche, die die Agende annehmen wollten. Es bekannten sich alle einstimmig für die AC gegen Passau. Aufeinem Wagen stehend, nahmen der Lehrer von Sierning, Franz Rottenhofer, und derAmtmann des Siegmund von Poll¬ heim der Gemeinde den Eid ab.5) Auf Wunschdes Pfarrers wurde ein Bericht an den Burggrafen abgefaßt.*) Die Bauern erklärten, die Religionsveränderung sei gegen den Dassauer Vertrag, gegen den Religionsfrieden und gegen die Erklärung Kaiser Max II., jeder könne bei seiner Religion bleiben. Am 19. Juni versammelte sich ein großer Dolkshaufen vor dem Pfarrhof, um dem Pfarrer ein Bittschreiben zur Weiterleitung zu überreichen. Pfarrer Tätenpeck entfloh und erstattete in Stepr beim Abt von Garsten und beim Propst von Sankt Florian die Anzeige wegen Mitbeteiligung ihrer Untertanen am Aufruhr. Damit weitete sich der lokale Aufruhr zu einer offiziellen Angelegenheit aus, die in der Folge Stepr und sein protestantisches Ministerium das Kloster Garsten die Stände, Passau als Lehensherrn von Sierning, den Landesfürsten und den Kaiser als Dogt der Pfarre Sierning beschäftigen mußte. Auch Erzherzog Karl von Steiermark der die Ausdehnung des Tumultes auf sein Gebiet befürchtete schaltete sich ein. Er beauftragte seinen Amtmann von Eisenerz, Ohilipp Sittich, über alle Dorgänge unter den Bergarbeitern Bericht zu erstatten, sie zu überwachen und mit Stepr Verbindung herzustellen, um die Lage dort im Auge zu behalten.?) 1) Annalen, Bd.XII, Bl. 100 und 102. 2) Annalen, Bd. XVIII, Bl. 594 ff. 445 ff, 677 ff. 717 ff. Pritz F.: Bd. II, S. 281 ff; Eder: Bd. II, S. 257 ff. Die Pfarre war seit 30 Jahren protestantisch denDikaren Johann Kölbl und Johann Ritter. unter 3) Annalen, Bd. XVIII, Bl. 457. 4)Annalen, Bd. XVIII, Bl. 429, 450, 452. 5) Stülz: St. Florian, S. 105 Anm. 6) Annalen, Bd. XVIII, Bl. 450. 7)St.=A. K. XI, L. 25, Religionssachen 1584—1659, Nr. 4: Ph.Sittich an Bürgermeister Richter und Rat von Stepr. Uebersendet a) das Schreiben Erzherzog Karls vom 20. Juli 1588 an ihn. b) Seine Antwort an den Erzherzog vom 2. August 1588. Bericht über die Zustände im Stift Salzburg. Die von der Münchner Dult kom¬ menden Kaufleute wagen es nicht durch das Gebiet zu reisen. Der Erzbischof sei stracks von Rom nach Salzburg, habe den Schloßhauptmann abgesetzt und ihrer Durch¬ laucht Brüder in die Stadt verordnet. c) An Erzherzog Karl am 9. August 1588. Sittich habe vom Rat von Stepr erfahren, daß die Sache bereinigt sei, da der Prälat von Garsten seinen Untertanen gestattet habe, ihre Kinder deutsch zu taufen, das Abendmahl in zwei Gestalten zu nehmen und deutsch. Bei den Handwerkern in Eisenerz habe er zwar nichts Sicheres, doch eine vernünftige Zurückhaltung erlangt. 55

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